Isabella Braun aus Schmiden näht nächtelang Masken. Mittlerweile werden sie in ganz Deutschland, in Luxemburg und sogar in Großbritannien getragen – von jedem verkauften Stück gehen 25 Cent an die Fellbacher Tafel.

Schmiden - Gegessen wird im Haus Büschel-Braun zurzeit auf dem Balkon, denn der Esstisch der Familie wird anderweitig benötigt. „Ich bin echt gespannt, wie wir das im Herbst machen“, sagt Isabella Braun und schiebt ein paar Packen Stoffe und eine große Kiste mit Holzknöpfen von links nach rechts, um ein wenig Platz zu schaffen. Mit ein paar Masken für Familie und Freunde, die von der leidenschaftlichen Hobby-Schneiderin aus Schmiden in Handarbeit gefertigt wurden, hat es angefangen. Mittlerweile wird der Mund-Nasen-Schutz von Isabella Braun in ganz Deutschland, in Luxemburg und sogar in Großbritannien getragen.

 

Neulich saß Isabella Braun wie gewöhnlich bis tief in die Nacht hinein in ihrer Stube unterm Dach an der Nähmaschine. Bei geöffnetem Fenster, um nach der Hitze des Sommertages ein wenig Abkühlung zu finden.

140 Masken näht Isabella Braun durchschnittlich pro Woche

Irgendwann wurde das unermüdliche Rattern einer Nachbarin dann doch zu viel. „Sie hat herüber gerufen, dass es jetzt auch mal gut sei mit dem Nähen. Ich hatte die Zeit völlig vergessen. Wenn ich mal in Schwung bin, bin ich schwer zu bremsen“, berichtet Isabella Braun. Die 49-Jährige, die bei einer privaten Krankenkasse arbeitet, hat in den vergangenen Monaten viel Zeit an der Nähmaschine verbracht.

140 Masken näht Isabella Braun durchschnittlich pro Woche. Mehr als 2500 ihrer „Behelfsmasken“ aus hochwertigem Stoff, den sie vorher bei 60 Grad wäscht, wurden bereits verkauft. „Ich sage immer, wenn wir schon solche Masken tragen müssen, dann wenigstens mit Stil“, erklärt Isabella Braun und lächelt.

Das Schneidern ist für sie auch Therapie. Im März vergangenen Jahres nahm sich ihr Sohn Luca das Leben, mit 21 Jahren. „Er hatte Seelenkrebs“, sagt Isabella Braun traurig. Das Nähen von Masken ist nicht nur heilsam, weil es sie beschäftigt und ablenkt, sondern auch, weil sich dadurch viele wertvolle Begegnungen mit Menschen ergeben haben. Und weil aus dem Verkauf jeder Maske 25 Cent an den Tafelladen Fellbach gehen, per monatlicher Überweisung. Das hätte Luca gefallen, der in der Tafel mithalf. „Er war sehr sozial“, erzählt Isabella Braun. Sie hat sich ein gut funktionierendes Netzwerk aufgebaut, das ihr schöne Stoffe liefert – aus zwei Metern bekommt sie zwischen 20 und 25 Masken heraus – und hübsch bedruckte Holzknöpfe für die Ohren-Entlaster, ein neues Produkt von ihr, das sie unter ihrer eigenen Marke Angel&Ina vertreibt. Oder die Zellophantüten, in denen die Masken steril verpackt und versendet werden. „Wir haben 1000 davon gekauft, und unser Lieferant hat uns obendrauf 1000 geschenkt“, erzählt Stefan Büschel.

Mittlerweile gibt es mehr als 50 Motive

Als die Nähmaschine nach 2000 Masken streikte, kam Harald Panzer von der Firma Wohninvest in Fellbach ins Spiel, der eine neue Nähmaschine sponserte. „Bei ihm hat Luca als Neuntklässler ein Kurzpraktikum gemacht“, erzählt Isabella Braun. „Alles hat sich irgendwie nahtlos zusammengefügt“, ergänzt Stefan Büschel, der seine Frau zunächst ein wenig belächelt hat, nun aber voller Bewunderung für ihren Einsatz ist und sie dabei tatkräftig unterstützt – auch beim Einfädeln des Gummis in die kleinen Löcher der Holzknöpfe. Vor allem aber ist der 52-Jährige für die technischen Belange zuständig. Denn nachdem im April die erste Kleinanzeige auf Ebay erschienen war, boomte das Geschäft. Die Masken werden jetzt auch über die Kaufplattformen Etsy und Markt.de vertrieben. Außerdem in einigen Geschäften in Schmiden, etwa in den Postfilialen im Kaufland und in der Gotthilf-Bayh-Straße – und seit etwas mehr als einem Monat auch im eigenen Online-Shop unter www.angelundina.de, den Stefan Büschel eingerichtet hat. Mittlerweile gibt es mehr als 50 Motive, von der Sternchenmaske bis Dornröschen mit Blumenmuster – spezielle Weihnachts- und Halloweenmasken sind in Planung. „Das Ganze hat eine enorme Dynamik entwickelt“, sagt Stefan Büschel. Reich werden Isabella Braun und ihr Mann mit den „liebevollen Handarbeiten“ von Angel&Ina nicht. Das wollen sie auch nicht, sondern möglichst viel der Tafel spenden. „Das Ganze ist uns eine Herzensangelegenheit“, betont Stefan Büschel, und seine Frau nickt.