Fachkundige Begleitung kann einem aus den Fugen geratenen Familienleben gut tun.

Leonberg - Wenn das Familienleben aus den Fugen gerät, wenn Streit und Gewalt den Alltag bestimmen, wenn die Familienmitglieder in physische, psychische und existenzielle Not geraten – dann greift die sozialpädagogische Familienhilfe des Waldhauses, das von der Aktion „Lichtblicke“ gefördert wird.

 

Frau und Herr Z. sind mit ihren Nerven am Ende. Sie streiten sich mittlerweile täglich. Oftmals geht es um die Erziehung von Claus (Name geändert), 15 Jahre alt. Frau Z. brachte ihn aus erster Ehe mit. Herr Z. hat zwei Kinder: Erik, 13 Jahre und Annika (beide Namen geändert), elf Jahre. Sie leben unter der Woche bei ihrer Mutter und sind die Wochenenden und ein Teil der Ferien beim Vater. Der ist mit ihrer Entwicklung sehr zufrieden. Sie sind gut in der Schule, haben Freunde und sind höflich.

Der 15-Jährige hat nach seiner Meinung nichts davon. Er geht unregelmäßig zur Schule. Zudem hat er schon zweimal wiederholt: In der Grundschule und auch in der weiterführenden Schule. Er verbringt seine Zeit mit „abhängen“, Computerspielen und kiffen. Der neue Partner der Mutter ist der Meinung, dass Claus einfach öfters mal „eins hinter die Ohren bekommen müsste und schon würde der spuren“.

Die Mutter ist da ganz anderer Meinung: Sie hat sehr viel Verständnis für Claus. Er hatte es als Kleinkind sehr schwer: Er war oft krank, viel im Krankenhaus, darüber gab es häufig Streit mit seinem Vater. Von diesem hat sie sich getrennt, nachdem er sie mehrfach verprügelt hatte und auch Claus geschlagen hat. Claus hat in diesen Zeiten viel Schlimmes erlebt und das „kommt jetzt halt raus“.

Gewalt ist keine Lösung

Gewalt ist für Frau Z. überhaupt keine Lösung. Von einer Freundin bekam sie den Rat, sich beim Amt für Jugend Hilfe zu holen. Es gibt viele unterschiedliche Hilfeformen per Gesetz, um Eltern in ihrem Erziehungsauftrag zu begleiten und zu unterstützen. Die Mutter schilderte der zuständigen Sachbearbeiterin ihre Schwierigkeiten. Gemeinsam überlegten sie, wo Unterstützung benötigt wird.

Seit einem Monat kommen zweimal in der Woche eine Familienhelferin und ein Familienhelfer in die Familie. Sie teilen sich die Begleitung der Familie: Die Frau spricht in der Regel mit der Mutter, der Familienhelfer verbringt Zeit mit Claus und zusätzlich gibt es Besprechungen mit allen Familienmitgliedern und den beiden Fachkräften. Derzeit befinden sich alle Beteiligten noch in der Kennenlernphase. Wichtig ist, dass alle sich überlegen: möchte ich etwas verändern und wenn ja, was und wie?

Herr Z. war zu Beginn sehr skeptisch: Wer kommt da, was machen die dann und wieso gleich das Jugendamt? Er wisse doch, was zu tun ist. Aber gut, wenn es seiner Frau so wichtig ist und das andauernde Gestreite ist ja auch nicht so toll.

Claus ist weder dafür noch komplett dagegen. Meistens findet er es gut, dass jemand Interesse an ihm hat und jemand da ist, der einfach mal zuhört – ohne gleich zu werten oder kluge Ratschläge zu erteilen. Die Mutter findet es gut, dass die gemeinsamen Familiengespräche von außenstehenden Personen begleitet werden. So laufen sie ruhiger ab, ohne Streit mit ihrem Mann zu sprechen – ein guter Anfang.