Bietigheim-Bissingen spendiert seinen Mitarbeitern Pedelecs. Das freut den Spielplatz-Kontrolleur. Andersorts bewegt sich nichts, beispielsweise am Tammer Bahnhofsaufzug.

Ludwigsburg - Wussten Sie, dass an diesem Mittwoch der europäische Tag des Fahrrads ist? Wir auch nicht, aber die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg hat uns freundlicherweise daran erinnert – und liefert passend dazu gleich ein paar Zahlen für ein schlechtes Gewissen: Zwar besitzt nahezu jeder Baden-Württemberger ein Fahrrad, doch werden nur acht Prozent aller Wege im Personennahverkehr des Ländles auf dem Sattel zurückgelegt. Falls Sie sich also auch nicht daran erinnern können, wann Sie das letzte Mal in die Pedale getreten haben, wäre jetzt der Zeitpunkt für eine ökologisch korrekte Schamesröte.

 

Schaukelunbenklichkeitsurkunden vom Kontrolleur

Den Mitarbeitern der Stadtverwaltung von Bietigheim-Bissingen kann das künftig nicht mehr passieren. Sie bekommen von der Stadt elf Pedelecs geschenkt. Auf dem dazugehörigen Pressefoto hält sich die Begeisterung der Beschenkten allerdings in Grenzen, vielleicht, weil die idyllische Tallage, mit der die Stadt wirbt, nur noch halb so idyllisch ist, wenn man aus ihr herausstrampeln muss. Die Pedelecs waren zuvor Leihräder an der E-Bike-Station am Bietigheimer Bahnhof. Nach nicht einmal zwei Jahren ersetzt die reiche Stadt die modellprojektgeförderten Pedelecs auf eigene Kosten durch neue Modelle. Die alten, aber keineswegs ausrangierten Räder bekommen jene Mitarbeiter, die kurze Dienstgänge mit mehreren Stopps zu erledigen haben. Die Pressemitteilung nennt Baukontrolleure, Verkehrsplaner und den Spielplatz-Kontrolleur als Beispiele.

Womit wir beim eigentlichen Kern der Nachricht wären: Was gehört alles zum Job eines Spielplatz-Kontrolleurs? Prüft er nur die Sandkastenverfüllung und stellt Schaukelunbedenklichkeitsurkunden aus? Oder geht es auch darum, manch renitenten Jugendlichen seiner bevorzugten Feierplätze zu verweisen?

Der meistgehasste Aufzug im Landkreis

Ein ähnliches Konzept könnte sich nun die Deutsche Bahn überlegen. Ein Aufzug-Kontrolleur in Tamm muss her, denn dort wurde bereits zum vierten Mal innerhalb von anderthalb Jahren der Aufzug am Bahnhof mutwillig beschädigt, so dass er nicht mehr funktionsfähig ist. Die Reparatur des wohl meistgehassten Aufzugs im Landkreis kostet dieses Mal 3000 Euro. In aller Regel erreichen Bahnhofsaufzüge den Zustand der Defektheit ganz selbstständig und ohne Zutun von außen. In Tamm scheint jedoch systematische Gewalt dahinter zu stecken. Vielleicht hat der dortige Spielplatz-Kontrolleur den oder die Täter von ihrem Lieblingsort vertrieben?

Ausgerechnet jetzt, wo die S-Bahnen nach wochenlanger Abstinenz wieder in Tamm halten, funktioniert also der Aufzug nicht. Die Arbeiten zur Gleiserneuerung sind unterdessen weitergezogen und verwirren nun die Fahrgäste in Ludwigsburg. Mit von der Partie sind die Warnsignalanlagen für die Gleisarbeiter, die mit ihrem fanfarenartigen Geheule das Gelände rund um den Bahnhof beschallen. Immer wenn ein Zug an der Baustelle vorbeifährt, hört es sich ein bisschen so an, als wäre irgendwo ein Tor geschossen worden. Mobilität olé!