Die Weihnachtsversion ist ausgefallen, aber nicht die Frühjahrsversion: In der Alten Reithalle des Maritim Hotels haben MadChick of Soul & The Hot Damn Horns zur Spring Soulnight aufgespielt.

Die Glitzerröckchen und Spaghettiträgerkleider schwingen schon im Rhythmus. Und auch so manche Ferse wippt lässig, ob in fein geputztem Leder oder coolem Sneaker. Dabei steht Berti Kiolbassa mit seiner Band MadChick of Soul verstärkt mit der Bläsersektion der Hot Damn Horns noch nicht einmal auf der Bühne. Indes dreht bereits eine andere Legende an den Turntables und heizt die Stimmung in der Alten Reithalle des Maritim-Hotels mit einem heißen Funk- und Soulsong nach dem anderen an: DJ Uwe Sontheimer brachte schon zu Kanzler Kohls Zeiten in den Clubs Boa, Oz und im Perkins Park auch jene zum Tanzen, die sonst stoisch an der Bar kleben oder zum Lachen in den Keller gehen.

 

Doch Spielverderber haben keine Chance bei der Spring Soulnight Party. „Endlich wieder schwofen!“, schwämt eine Mitsechzigerin in Lederhose und Ausschnitt-Shirt, die mit ihrer Enkelin aus dem Remstal angerauscht ist. „Vor allem nachdem die Christmas Soulnight vor Weihnachten ausgefallen ist!“ Sie hat sich kurzfristig entschieden zu kommen. „Jetzt so ohne Impfnachweis und ohne Maske, das ist – ehrlich gesagt – noch gewöhnungsbedürftig.“

Auch Kurzententschlossene kommen noch rein

Bis zu 1000 Menschen dürfen aktuell wieder in der Alten Reithalle feiern – vor Corona waren die „se(e)ligen Nächte“, wie sie ein älterer Herr nennt, Wochen zuvor ausverkauft. Und dennoch: zwar kommt man sich beim Tanzen nicht so in die Quere wie einst, aber der Saal ist gefüllt. Auch an der Abendkasse stehen noch manche an. „Es gab wohl einige Unentschlossene wie mich“, nickt die Dame, sich nun langsam Richtung Bühne bewegend. Dort tut sich was.

Und wen es nicht schon bei Sontheimers Mucke auf das Parkett unter den Kronleuchtern gezogen hat, der wagt sich nun hüftewiegend aus der Deckung: Die wilden Soulhühner legen mit den verdammt heißen Bläsern los. Bombastisch, wie es sich für eine – an diesem Abend zu elft vereinte – Partyband gehört: die soul-sphärige Version von Richard Strauss „Also sprach Zarathustra“ verkündet Größeres. In der Tat lässt sich das Repertoire aus Soul, Funk und R ’n’ B, also Rhythm and Blues, hören – und sehen.

Die Klassiker dürfen nicht fehlen

Sehr schön, wie Saxer Christoph Beck, Trompeter Christian Mück und Posaunist Florian Seeger ihre Instrumente schwingen, den „Grapevine“ – Seitschritt links rechts – absolvieren und messerscharfe Riffs intonieren. Gänsehaut pur liefern die Stimm-Liaisons, die Cherry Gehring und Karl Frierson – ansehnliche Plüsch-Clogs tragend – eingehen in Klassikern wie „Soul Man“ von Sam & Dave, „September“ von Earth, Wind & Fire, „Shake Your Booty“ von KC and the Sunshine Band oder „Long Train Runnin“ der Doobie Brothers. „Without love, where would you be now“, singt ein Paar in seinen Dreißigern mit. „Funky stuff, um das Frühjahr einzuleiten! Hat sich echt gelohnt, hierher zu kommen.“