Eigentlich sollte das Alte Schulhaus in Plieningen bereits seit einem Monat abgerissen sein. Doch es kam immer wieder zu Verzögerungen. Es ist ein schleichender Abschied nach 170 Jahren Geschichte.

Plieningen - Arbeiter kraxeln auf dem Dach des Alten Schulhauses an der Scharnhauser Straße herum, Latten und Schutt liegen um das Gebäude herum aufgehäuft. Bagger und Baustellenampeln stehen seit Tagen bereit, die Bushaltestelle „Ressestraße“ ist verlegt, und seit Donnerstag ist die Straße vor dem Haus halbseitig für den Verkehr gesperrt. Eigentlich sollte das Schulgebäude schon seit einem knappen Monat abgerissen sein. Eigentlich.

 

Nachdem ein Pilz das Gebäude befallen hatte, beschloss die Stadt, das Schulhaus abzureißen. Eine Sanierung wäre zu teuer gewesen. Bis zum vergangenen Herbst unterrichtete dort die Gartenbauschule, deren Leiter sich vehement gegen den Abbruch engagiert hatte – erfolglos.

Kabel mussten gekappt werden

Vor mehr als drei Wochen sollten also die Abrissarbeiten beginnen, aber die Bürokratie hat dazwischengefunkt. „Es musste noch ein baurechtliches Verfahren geklärt werden. Seit Kurzem liegt die Abrissgenehmigung vor“, erklärt Thomas Günther vom Hochbauamt Stuttgart. Die vorbereitenden Arbeiten im Inneren des Gebäudes haben vor zwei Wochen begonnen.

Trotz der Genehmigung kam es zu weiteren Verzögerungen. Kabel, die das Schulgebäude in den vergangenen Jahren mit Strom versorgt hatten, mussten erst stillgelegt werden, erklärt Thomas Günther. „Die von der Netze-BW beauftragte Firma konnte aber den Termin nicht einhalten, da sie in der Ferienzeit ausgelastet war“, sagt er. Inzwischen sind die Stromleitungen gekappt, der Zeitplan ist trotzdem gehörig durcheinander geraten. Erschwerend hinzukam: Wäre der Abriss in den Pfingstferien vonstatten gegangen, wäre keine Baustellenampel nötig gewesen, sagt Bernd Eichenauer vom Ordnungsamt. Die normale Ampel steht direkt vor dem Alten Schulhaus und befindet sich deshalb hinter dem Absperrzaun.

Klingt einfach, ist es aber nicht

Doch ohne Ampel geht es außerhalb der Ferien an dieser Stelle nicht: Der offizielle Schulweg führt nämlich an dem Abbruchhaus vorbei. Deshalb musste beim Amt für öffentliche Ordnung eine Baustellenampel beantragt werden. Klingt einfach, ist es aber offenbar nicht, denn die Ersatzampel konnte nicht sofort in Betrieb gehen. „Sie musste noch an die anderen Ampeln angeglichen werden“, erklärt Eichenauer. Von der beauftragten Abrissfirma gab es bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu den Verzögerungen.

Der Abschied vom Alten Schulhaus ist also ein Abschied auf Raten. Die ehemaligen Schüler, bei denen das Gebäude Kindheitserinnerungen weckt, wird das vielleicht sogar freuen. Kürzlich hatten sie sich an der Scharnhauser Straße getroffen, um die Vergangenheit noch einmal aufleben zu lassen. Das Plieninger Schulhaus wurde anno 1840 erbaut; nun, 170 Jahre später geht es zu Ende. Wenn auch recht schleichend.