Gastronomen befürchten, dass nicht mehr so viele Fans die Spiele des VfB Stuttgart in der Kneipe anschauen. Ein Grund dafür: Die Montagsspiele kommen live im frei empfangbaren Fernsehen.

Altkreis - Der Abstieg des VfB Stuttgart ist für viele Fans ein herber Schlag gewesen. Wie sich die Fußballer in der neuen Saison schlagen, wird sich vom 8. August an zeigen. Denn dann ist der Anstoß für das erste Spiel der 2. Bundesliga.

 

Die Anspannung bei den Fans wächst. Doch nur wenigen bangt vor der neuen Saison so sehr wie den Gastronomen, bei denen Fußballübertragungen und die dann volle Stube eine nicht unerhebliche Einnahmequelle darstellen. Für sie ist der VfB-Abstieg nicht bloß ein emotionales, sondern gar ein existenzielles Thema. Manche überlegen sogar, die Übertragung der Spiele ganz einzustellen. Denn die Rechte daran sind extrem teuer. Andere sehen die Situation nicht ganz so schwarz.

„Ich schätze schon, dass es weniger Leute werden, vor allem montags“, glaubt Traude Lutz, Inhaberin des Restaurants Lutz am Sportplatz in Renningen. Denn montags sind die Spiele der 2. Bundesliga im Fernsehen frei      empfangbar. Ganz so düster schätzt sie die Zukunft aber nicht ein. „Wir haben hier ohnehin nicht das große VfB-Lager, sondern auch viele Fans anderer Vereine“, sagt sie. Allerdings habe sich die schlechte Leistung der Stuttgarter schon während des Verlaufs der Saison auf das Besucherverhalten ausgewirkt.

Abstieg bedeutet mehr Einbußen

Diese Erfahrung hat auch Hans Haußmann von „Bei Inge und Hansi“ im Schwarzen Adler in Leonberg, einem offiziellem VfB-Fantreff, gemacht. „Wenn der VfB einigermaßen Leistung gebracht hat, war es immer voll. Gegen Ende der Saison sagten aber immer mehr: Das tue ich mir nicht mehr an.“ In Zukunft rechnet er wegen des Abstiegs mit weiteren Einbußen. „Ich denke auch, die Besucher werden schon weniger werden.“ Trotzdem versucht er, optimistisch zu bleiben: „Ich bin selbst Fußballfan. Wenn es wieder bergauf geht, werden die Leute es auch wieder schauen.“

Das womöglich sinkende Interesse der Fans ist nicht das einzige Problem, das sich auf die Gastronomen auswirkt. Denn nicht nur sind die Montagabendspiele fortan frei empfangbar, auch die Anstoßzeiten der zweite Liga am Wochenende sind deutlich früher als bei den „Großen“. Am Samstag beginnen die Spiele bereits um die Mittagszeit. Hinzu kommen die horrenden Preise für eine öffentliche Übertragung – für Lokale liegen diese, je nach Größe, pro Monat im hohen dreistelligen oder im vierstelligen Bereich –, die sich nur durch hohe Besucherzahlen und entsprechend viele Bestellungen ausgleichen lassen.

Anton Bähser, der Inhaber des Gasthauses Schwert in Weil der Stadt, hat aus diesem Grund schon vor zwei Jahren die Bundesliga vom Fernseher verbannt, weil es schlicht zu teuer war. Nach dem Abstieg, weiß er, werden viele andere diesen Schritt ebenfalls in Erwägung ziehen müssen. „Für Wirte ist das eine Katastrophe“, sagt er. Von größeren Fußballkneipen wisse er, dass sie derzeit mit etwa 30 bis 40 Prozent Gewinneinbußen rechnen. „Wer setzt sich schon samstagmittags in die Kneipe zum Fußballschauen?“, fragt er sich. Josef Polak, Geschäftsführer der Brljak-Sportgaststätte in Weissach, gehört zu den Betreibern, die jetzt darüber nachdenken, die Übertragungen ganz einzustellen. „90 Prozent von dem, was die Leute hier geschaut haben, war VfB erste Liga. Was ich dafür an Gebühren zahle – das kann ich mir ohne das gar nicht mehr leisten“, beklagt er. Und er kennt viele, denen es genauso geht.

Übertragungsrechte sind ziemlich teuer

Simeon Tsagalitis von der Gaststätte Auf der Wanne beim TSV Heimsheim beispielsweise. „Für uns wirkt sich das sehr schlimm aus, es fehlen einfach die Leute.“ In seiner Existenz bedroht sieht Simeon Tsagalitis sein Lokal deswegen nicht. „Aber die Übertragungen sind so teuer, dass ich mir schon überlegen muss, ob ich das so beibehalte.“

Andere haben diesen Schritt bereits vollzogen, hat Klaus Karle, der Inhaber des Weil der Städter Achtecks, von befreundeten Gastronomen erfahren. Er selbst möchte die Spiele weiter zeigen „und schauen, wie die Leute es annehmen“. Denn der Besuch von Fußballfans ist für das Geschäft von elementarer Bedeutung. „Ich merke es ja selbst: Wenn kein Fußballspiel übertragen wird, sind 80 Prozent weniger Leute da.“ Auch Konstantin Sidiropoulos, der Geschäftsführer des Trakehner Stüble in Renningen, will im wahrsten Sinne am Ball bleiben. Sorgen treiben ihn dennoch um. „Unser Geschäft hängt nicht allein vom Fußball ab. Aber es ist eine wichtige Einnahmequelle“, sagt Sidiropoulos und ergänzt: „Hoffen wir mal, dass es nur für eine Saison ist und sie gleich wieder aufsteigen.“