An der Schule im Park in Ostfildern helfen am Tag nach dem Amokalarm Psychologen bei der Aufarbeitung des Erlebten. Der Stress ist noch längst nicht von allen Betroffenen abgefallen.

Ostfildern - Am Tag nach dem Amokalarm herrscht in der Schule im Park im Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park (Landkreis Esslingen) noch immer der Ausnahmezustand. Die extreme Anspannung vom Mittwoch, als die Schüler, Lehrer und Eltern noch von einer konkreten Gefahr durch einen maskierten und bewaffneten Mann ausgehen mussten (wir berichteten), ist zwar gewichen. Aber die zweieinhalb Stunden der Ungewissheit und der Großeinsatz mit rund 180 Polizisten und mehr als 80 Rettungskräften haben ihre Spuren hinterlassen.

 

Die Befürchtungen haben sich zur großen Erleichterung aller nicht bestätigt, aber die vermeintliche Bedrohungssituation und der dadurch notwendig gewordene massive Polizeieinsatz habe nicht nur bei vielen Schülern „Ängste ausgelöst“, wie der Schulleiter Peter Bloos berichtet. Auch einige Kollegen und Eltern hätten das Erlebte nicht einfach über Nacht abschütteln können. Neun erfahrene Psychologen sind deshalb am Donnerstag an der Schule im Einsatz gewesen, um den Betroffenen bei der Aufarbeitung des Geschehens zu helfen. Einige Schüler hätten sich krank gemeldet, aber der Großteil sei in die Schule gekommen.

Schulpsychologen sind im Einsatz

Viele davon wollten eine psychologischen Beratung in Anspruch nehmen, sagt Bloos. Er weiß aber auch von einigen Eltern und Lehrern, die die Unterstützung gerne annähmen: „Nachdem der Stress abgefallen ist, braucht man jemanden, mit dem man reden kann.“ Das schließe er auch für sich selbst nicht aus, erzählt der Leiter der Grund- und Werkrealschule mit rund 420 Schülern. Aber bei ihm halte der Stress noch immer an, er sei mit der Koordinierung der Schulpsychologen und als Informant der Eltern gut beschäftigt. „Ich nehme an, dass ich am Wochenende zum Nachdenken komme.“

Den Ablauf des Einsatzes vom Mittwoch hat Bloos bereits Revue passieren lassen. Als Schulleiter habe er natürlich gehofft, nie in eine solche Situation zu geraten. Denn der vermeintliche Ernstfall stelle sich dann doch anders dar als die Übung. Doch hätten die Kollegen „vorbildlich reagiert“ und sich „sehr professionell verhalten“. Es sei ihnen zudem gelungen, vor allem den kleinen Kindern – etwa 280 Grundschüler befanden sich zum Zeitpunkt des Einsatzes in dem Gebäude – die Angst etwas zu nehmen und sie während der Zeit des bangen Wartens in den Klassenzimmern abzulenken. Er sei zudem überrascht gewesen, so Bloos, wie gut nach der Alarmierung „alles ineinander gegriffen“ habe. Die ersten Einsatzkräfte seien sehr schnell vor Ort gewesen, berichtet der Schulleiter. Gleiches gelte für die Spezialkräfte des Sondereinsatzkommandos, die einen weiteren Anfahrtsweg gehabt hätten.

Erleichterung bei der Stadt über den Verlauf des Einsatzes

Auch Rainer Lechner, der Erste Bürgermeister der Stadt Ostfildern, ist „begeistert, wie reibungslos die Organisation funktioniert hat“. Nicht zuletzt habe es sich ausgezahlt, dass das Zusammenspiel der Einsatzkräfte für den Ernstfall im vergangenen Jahr geprobt worden sei.

Das Schulgebäude und die angrenzende Umgebung waren von der Polizei durchsucht worden. Aber es wurde keine verdächtige Person gefunden. Noch bis zum Abend seien Kinder und Lehrer vernommen worden, berichtet Andrea Kopp, eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Reutlingen, auf Anfrage. Den Ermittlern sei dabei aufgefallen, dass nur die drei Erstklässlerinnen den Mann während der Pause auf dem belebten Schulhof gesehen hätten: „Theoretisch hätte es viele Zeugen geben müssen“, sagt Andrea Kopp. Aber es habe ansonsten keinerlei Hinweise auf den verdächtigen Mann gegeben.

Dennoch sei der Einsatz am Mittwoch gerechtfertigt gewesen, denn man habe mit einem Amoklauf rechnen müssen. Die Kosten könnten einen Tag später nicht genau beziffert werden, aber Andrea Kopp schätzt sie auf „einen hohen fünfstelligen Betrag“.