Die Firma Swarco hat in Neuffen die modernste Ampel des Landkreises gebaut und womöglich sogar der ganzen Welt. Die älteste Ampel des Kreises steht in Deizisau. Wir haben beide Verkehrslichter etwas genauer beleuchtet.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Neuffen - Die eine steht seit Kurzem in Neuffen, die andere in Deizisau. Bei der einen Ampel muss man bei Rot halten und bei der anderen auch. Doch damit haben sich die Gemeinsamkeiten der ältesten Ampel des Kreises Esslingen und der modernsten Ampel des Kreises – übrigens nach Herstellerangaben auch die modernste der Welt – weitgehend erschöpft. Vielleicht eine Gemeinsamkeit noch: Beide Ampeln stammten von der Unterensinger Firma Swarco, die zu den vier größten Ampelbauern in Deutschland zählt.

 

Die älteste Ampel ist 28 Jahre alt

Die neue Ampel in Neuffen an der Stuttgarter Straße bräuchte nicht einmal einen Schaltschrank. Wie der Swarco-Produktmanager Matthias Nolle berichtet, liegt das an den Richtlinien des VDE, des Verbands für Elektrotechnik. Er schreibt für jede Ampel einen sogenannten Hausanschluss mit Stromzähler vor, und der muss laut Vorschrift in einem Schaltschrank sein. Die neue Technik sei jedoch so klein, dass man sie direkt am Ampelmasten anbringen könne. Die Firma Swarco dringe darauf, diese Richtlinien zu modernisieren, berichtet der Regionalleiter Ermano Pascocci, aber das würde seine Zeit brauchen.

Kleiner Kasten im großen Kasten

Jetzt ist im großen Schaltschrank einfach ein kleines Kästchen, das die Ampel regelt. Die Leuchtfelder sind mit Leuchtdioden ausgestatten, die nur einen Bruchteil des Stroms einer Glühbirne ziehen, in Neuffen ist das etwa ein Watt pro Leuchtfeld. Die elektrischen Schalter befinden sich hinter dem Leuchtfeld in der Ampel. Diese Leuchtfelder müssen nicht auf Verdacht gewechselt werden, sondern können selbstständig anzeigen, wenn sie zu alt zum Leuchten sind.

Die älteste Ampel ist 28 Jahre alt und steht an der Kreuzung des Körschtals ins Neckartal, genauer an der Kreuzung der Sirnauer Umgehungsstraße zur Esslinger Straße in Deizisau – etwa da, wo die Rettichbar der Kleingärtner steht. Das berichtet das Esslinger Straßenbauamt, das auch für den Kreis Göppingen zuständig ist. Der Ampel-Oldie funzelt brav mit Glühbirnen das Körschtal hinauf. Die Glühbirnen werden turnusgemäß vor der Zeit gewechselt, damit keine Birne ausfällt, mit fatalen Folgen für den Verkehrsfluss. Die alte Ampel hat eine Steuerung mit elektrischen Schaltern, die in einem Schaltschrank untergebracht ist. Das sind die hellgrauen Kästen, die neben den Ampelmasten stehen. Man sieht sie, wenn man bei Rot vor der Ampel steht, wie übrigens auch die Rettichbar.

Im Name Swarco steckt übrigens der Name Swarovski. Wer jetzt an den mondänen Hersteller von Kristalllüstern denkt, der liegt genau richtig. Die Firma Swarco wurde von Manfred Swarovski gegründet, einem Mitglied der österreichischen Glasschleifer-Familie. Er kam auf die Idee, Glasperlen in Seitenstreifen einzubetten, erfand die reflektierende Fahrbahnmarkierung und stieg in die Verkehrstechnik ein.

Die alte und die neue Ampel unterscheidet also vor allem eines: der Energieverbrauch. Hätten alle 400 Ampeln der Kreise Esslingen und Göppingen die neue Technik, bedeutete das eine Einsparung von 1,8 Megawatt im Jahr – etwa so viel, wie ein kleines Flusskraftwerk erzeugt. Anders ausgedrückt: Wenn ein Zwei-Personen-Haushalt im Schnitt 3500 Kilowatt im Jahr verbraucht, würde der Strom von rund 540 Haushalten gespart.

Und weil man damit so elegant Strom sparen kann, hat das Landratsamt Esslingen schon das nächste Projekt am Start: Die dann modernste Ampel der Welt wird künftig in Schlaitdorf stehen. Die älteste Ampel des Kreises bleibt in Deizisau.