Bis zu 3000 Kröten begeben sich jedes Jahr auf die gefährliche Wanderung von den Bärenseen zu ihren Laichplätzen, den Fischzuchtteichen am Kreisverkehr Schattengrund. Damit sie sicher dahin gelangen, gibt es nun 23 Amphibientunnel, die unter der Mahdentalstraße und der Magstadter Straße hindurchführen.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Büsnau - Geschätzt 1100 Kröten an einem Tag, das war der Spitzenwert, den Hermann Kuhn einmal in den Eimern aufgelesen und über die Straße getragen hat. Der Rentner hilft seit Jahren, die Amphibien an den vom Naturschutzbund (Nabu) Stuttgart aufgestellten Zäunen einzusammeln und zu ihren Laichgewässern zu bringen, damit sie nicht auf der Straße ihr Leben lassen. „Wenn es wärmer wird, geht es schlagartig los“, sagt Kuhn. „Bei sieben, acht Grad am Morgen, nach einer Nacht mit Nieselregen, da fühlen sich Kröten besonders wohl.“ Neben den Kröten hat Kuhn auch schon Molche, Spring-, Laub- und Grasfrösche und Ringelnattern in den Eimern gefunden. In den frühen Morgenstunden trägt er sie über die Straße. „Es ist herrlich, morgens an der frischen Luft zu sein, den Sonnenaufgang zu sehen“, schwärmt Kuhn.

 

Freiwillige Helfer retteten rund 80 000 Kröten in 30 Jahren

Seit fast 30 Jahren ist der Nabu bei der jährlichen Amphibienwanderung entlang der Mahdentalstraße (L 1187) und der Magstadter Straße (L 1189) rund um den Kreisverkehr Schattengrund unterwegs, um die Kröten zu retten. Die Tiere wollen von den Bärenseen im Norden zu ihren Laichgewässern, den Fischzuchtteichen im Süden. „Am Schattengrund sind die meisten Kröten auf Stuttgarter Gemarkung unterwegs“, erklärt Hans-Peter Kleemann, der Vorsitzende des Nabu Stuttgart. Er schätzt, dass die freiwilligen Helfer allein dort über die Jahre rund 80 000 Kröten, Molche und Co. vor dem Tod auf der Straße bewahrt haben.

In diesem Jahr allerdings müssen die freiwilligen Helfer dort keine Tiere mehr in Eimern über die Straße tragen. Denn an den Landstraßen rund um den Kreisverkehr gibt es nun insgesamt 23 Amphibientunnel, durch die die Kröten ohne menschliche Hilfe auf die andere Seite gelangen können. Vier Querungshilfen gibt es bereits seit 2008/2009, die anderen 19 wurden nun angelegt.

Das Ziel ist die Wiedervernetzung von Lebensräumen

Die Tunnel wurden in Zusammenarbeit von Verkehrsministerium, Straßenbau- und Naturschutzverwaltung und dem Nabu geplant und im Zuge der Straßensanierungsarbeiten an der Mahdental- und der Magstadter Straße realisiert. Im Landeskonzept „Wiedervernetzung“ belegte die Amphibienwanderstrecke Schattengrund Platz zwei einer Dringlichkeitsliste. Sie zeigt Stellen in ganz Baden-Württemberg auf, an denen es zu Konflikten zwischen Amphibien und Straßenverkehr kommt. Durch den Bau der Krötentunnel kann der Schattengrund nun von der Liste genommen werden. „Unser Konzept ist es, Lebensräume, die durch Straßen zerteilt wurden, wieder zu vernetzen“, sagt die Staatssekretärin Gisela Splett. Zu den Maßnahmen gehören neben Amphibientunneln vor allem Grünbrücken, die größeren Tieren wie Rehen und Wildschweinen ein sicheres Queren der Straßen ermöglichen.

In Abständen von 30 bis 50 Metern befinden sich die Tunnel am Schattengrund. „Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis“, sagte Kleemann bei der Besichtigung der Anlage bei einem Vororttermin am 10. März. Die Durchlässe sind so groß, dass auch kleinere Wildtiere, beispielsweise Füchse, sie nutzen können, um sicher auf die andere Straßenseite zu gelangen.

Auch an einer weiteren Stelle sind Amphibientunnel in der Realisierung: an der L 1189 auf Höhe des Steinbachsees sollen, ebenfalls im Rahmen von Straßensanierungsarbeiten, insgesamt 17 Querungshilfen gebaut werden, verrät Kleemann.