Andrea Lindlohr will die Erfolgsgeschichte der grün-roten Landesregierung fortschreiben. Eines der wenigen Versäumnisse in den vergangenen fünf Jahren an der Regierung sei gewesen, die Erfolge nicht gut vermittelt zu haben, sagt sie.

Esslingen - Andrea Lindlohr ist eine Schafferin und eine Vernetzerin. So steht es auf den Wahlplakaten von Bündnis 90/Die Grünen. So versteht sie aber auch ihre Arbeit als Abgeordnete im baden-württembergischen Landtag. Zuhören, Problem erkennen, Ideen entwickeln, Leute zusammenbringen – das gehört zu ihrem politischen Selbstverständnis. Das hat sie fünf Jahre lang umgesetzt. Erfolgreich, denn mit plakativen Aussagen allein bringt man es nicht zur stellvertretenden Fraktionschefin einer Regierungspartei und zu deren wirtschaftspolitischen Sprecherin.

 

Diskutieren, Ideen entwickeln, Leute zusammenbringen – wenn es danach geht, war ihr Weg vorgezeichnet. „Ich habe als Jugendliche meine Umgebung ganz schön genervt. Ich wollte immer über Politik reden“, sagt sie. In Erpel, dem rheinland-pfälzischen Dorf, in dem sie aufgewachsen ist, und in Linz am Rhein, dort ist sie zur Schule gegangen, ist weder ihr Wissensdurst und noch ihr Diskussionshunger gestillt worden. Eher schon während des Studiums der Politikwissenschaften in Tübingen. „Ich habe es als Privileg empfunden, als erste in der Familie studieren zu dürfen“, sagt sie. Parallel dazu hat sie sich in der Parteiarbeit engagiert. „Da hatte ich endlich Leute getroffen, mit denen ich über Politik reden konnte“, sagt sie. Den Schritt vom Reden zum Handeln hat sie im Jahr 2006 als damals jüngste weibliche Landtagskandidatin im Wahlkreis Stuttgart Nord gemacht. „Das war aussichtslos, aber ich habe gemerkt, dass es mir liegt, auf Leute zuzugehen“, sagt sie.

Mit Rückenwind nach Stuttgart

Den Schritt vom Handeln zum Entscheiden, hat sie fünf Jahren später vollzogen. Der Rückenwind aus Esslingen – die Grünen hatten dort mit 26,74 Prozent das Landesergebnis um zweieinhalb Prozent übertroffen – hat ihre Position im Regierungslager gestärkt. Als stellvertretende Fraktionschefin habe sie jetzt „hohen Einfluss auf den Gang der Dinge“, sagt sie.

Und die Dinge laufen gut. Beinahe zu gut. „Wir haben so viele Reformen gemacht, dass das kaum noch jemandem zu vermitteln ist“, sagt sie und ruft die Erfolge grüner Politik in Erinnerung: Straßennetz saniert, Nahverkehr gestärkt, Klimaschutz vorangebracht, Studiengebühren abgeschafft, Betreuungsplätze geschaffen und Ganztagesangebot an Schulen ausgeweitet – und das alles ohne neue Schulden.

Flüchtlingsthema Schritt für Schritt abarbeiten

Zentrales Wahlkampfthema, das weiß auch Andrea Lindlohr, ist der Umgang mit Flüchtlingen. „Schritt für Schritt“ müssten die Probleme angegangen werden, sagt sie. Wer Schnittlösungen verspreche, wie der CSU-Chef Horst Seehofer mit seiner Obergrenzenforderung, schüre die Politikverdrossenheit und spiele den Radikalen in die Hände. Baden-Württemberg dagegen setze in der Flüchtlingspolitik auf pragmatische Lösungen. Dazu zählten Ausbildungsangebote für Flüchtlinge, Praktika und eine Begleitung in den Beruf. Die Unternehmen im Land seien aufgeschlossen. „Die erste Gastarbeiter sind vor 50 Jahren gekommen. Die Betriebe hier haben, anders als in Brandenburg, eine lange Integrationsgeschichte hinter sich“, sagt die Wirtschaftsexpertin.

„Mir schaffet des“ – Andrea Lindlohr plädiert, wie wohl ihr das Schwäbische nicht in die Wiege gelegt wurde, für die landestypische Variante des Merkel-Mottos.