Herrenberg - Der naturwissenschaftliche Bereich des Andreae-Gymnasiums (AGH) muss rasch auf den aktuellen Stand gebracht werden – das steht für Verwaltung und Gemeinderat fest. „Wie viel außen rum passiert, müssen wir noch diskutieren“, fasste Herrenbergs Oberbürgermeister Thomas Sprißler die Vorberatung über das Millionenprojekt im Technischen Ausschuss zusammen.
Deshalb wird der Rathauschef das Thema von der Tagesordnung der nächsten Ratssitzung nehmen. Aufgrund der großen Dimension „brauchen wir noch weiteren Dialog“, kündigte er eine weitere Beratungsrunde an. Die hohe Komplexität bei der Entscheidungsfindung erhöht sich unter anderem dadurch, dass sich die naturwissenschaftlichen Räume (NwT-Räume) sowohl in einem Teil des ältesten Gebäudeteils aus dem Jahr 1976 als auch im darin angrenzenden Anbau aus dem Jahr 2001 befinden. Anfang 2019 war nur die Sanierung der NwT-Räume samt Fassade im Obergeschoss des Altbaus im Fokus, wofür die Kosten auf rund 5,5 Millionen Euro grob geschätzt wurden, erinnerte Sabine Lämmle, die Architektin beim städtischen Gebäudemanagement. Sie ließ die Entwicklung des Vorhabens bei der jüngsten Sitzung Revue passieren.
Hohe Kosten
In mehreren weiteren Entwicklungsschritten kamen unter anderem noch die Kunst- und Werkräume im Untergeschoss des Altbaus, die NwT-Räume im Anbau sowie die gesamte Fassade in diesem Bereich dazu. Aus einem Wettbewerb für diesen erweiterten Umfang ging der Entwurf von Fischer Rüdenauer Architekten aus Stuttgart Ende 2019 für geschätzte Kosten in Höhe von rund zehn Millionen Euro als Sieger hervor (die KRZ berichtete). Aufgrund der Kostenentwicklung hatten die Mitglieder des Technischen Ausschusses Anfang 2020 weiteren Klärungsbedarf. Nach einer weiteren Optimierungsrunde würde der Entwurf des Siegerbüros nun unter anderem ohne die ursprünglich geplante Gebäudeaufstockung auskommen und grob geschätzt 8,5 Millionen Euro kosten.
Die hohen Kosten und insbesondere die damit verbunden Unsicherheit, die die Verwaltung mit bis zu 40 Prozent angibt, gaben Thomas Deines (Freie Wähler), Pauline Rist-Nowak (Frauenliste) und Ludwig Epple (CDU) zu denken. Diese Marge leite sich aus dem frühen Stadium der Planung ab, entgegnete der OB: „Da geht die Fachwelt von dieser Ungenauigkeit aus“.
Schwierige Vorlage
„Das ist eine der schwierigsten Vorlagen, die ich je zu bearbeiten hatte“, bekannte der SPD-Fraktionsvorsitzende Bodo Philipsen. Wie für alle anderen, die sich zu Wort meldeten, steht auch für ihn außer Frage, dass die NwT-Räume umgestaltet werden müssen. Insbesondere der Sanierung der Fassade des Anbaus zuzustimmen falle ihm dagegen schwer, da es sich hier um einen der neuesten Gebäudetrakte an Herrenbergs Schulen überhaupt handele. „Insgesamt müssen wir ein Paket schnüren, das auch Gerechtigkeit zwischen den Schulen schafft“, betonte er auch mit Blick auf den „Masterplan Schulen“, dessen Beschuss-Fassung aktuell erarbeitet wird: „Wir müssen Standards setzen, die wir durchhalten können“, betonte er.
Der erste Entwurf dieser Gebäude- und Finanzierungsstrategie war mit einem Zeithorizont bis zum Jahr 2030 auf Basis von ersten groben Kostenannahmen auf ein Investitionsvolumen von rund 180 Millionen Euro für die insgesamt 15 Schulgebäude in der Kernstadt und den Stadtteilen gekommen.