Angebot Großbritannien öffnet Grenzen für Hongkonger

Der Regenschirm ist in Hongkong Zeichen des Protestes. Foto: dpa/Felipe Dana

Boris Johnson bietet den freiheitsliebenden Hongkongern bessere Bedingungen, um nach Großbritannien zu kommen. Peking reagiert wütend – könnte davon aber auch profitieren.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Thomas Georg John Tugendhat vertritt im britischen Parlament den Wahlkreis Tonbridge and Malling. Seit 2015 sitzt der ehemalige Offizier für die Konservativen im Parlament und ist inzwischen Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, das Pendant zu Norbert Röttgen sozusagen. Vor einem knappen Jahr hat Tugendhat den Vorschlag gemacht, den nach Freiheit von China strebenden Hongkongern die britische Staatsbürgerschaft zu verleihen. Außerhalb von Großbritannien hat das nicht viel Furore gemacht, lediglich Peking grummelte vernehmlich.

 

Boris Johnson meldet sich zu Wort

Nun hat sich kein geringerer als Premier Boris Johnson dieses Themas angenommen. In einem Gastbeitrag für die in Hongkong erscheinende „South China Morning Post“ offeriert Johnson am Mittwoch „allen Hongkongern eine Alternative“, wenn diese um ihren Lebensstil fürchten. Sollte China das Sicherheitsgesetz für Hongkong so umsetzen wie geplant, dann bliebe Großbritannien gar keine andere Wahl, als die eigenen Einwanderungsregeln zu ändern, schreibt Johnson. In Peking nimmt das Grummeln deswegen deutlich zu. Nach der „Ein-Land-Zwei-Systeme-Regelung“ sind die Hongkonger chinesische Staatsbürger.

Wer vor 1997 geboren wurde, zu einer Zeit, als die Küstenmetropole noch britische Kronkolonie war, der konnte sich einen britischen Pass ausstellen lassen. Das ist allerdings nicht das gleiche Dokument, das man bekommt, wenn man in Leeds oder Manchester geboren wird. Der so genannte britische Überseepass ist eher ein Pass zweiter Klasse. Er berechtigt zwar dazu, bis zu sechs Monate in Großbritannien bleiben zu dürfen, dauerhaft leben und arbeiten dürfen die Menschen dort aber nicht. Geschätzt drei Millionen Hongkonger haben Anspruch auf diesen Pass, 300 000 haben ihn bereits in der Schublade.

Wer vor 1997 Beamter war, bekommt einen echten Pass

Nur wer schon zu Zeiten der Kolonialherrschaft als Beamter gearbeitet hat, besitzt einen echten britischen Pass. Den will Johnson nicht ausstellen, sondern die Gültigkeit des Überseedokuments ausweiten. Und obwohl Peking mit Konsequenzen droht, weisen Experten darauf hin, dass China sogar einen Vorteil aus der Situation ziehen könnte – wenn besonders protesteifrige Demonstranten Hongkong verließen.

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