Das Polizeipräsidium Ludwigsburg bildet wegen der Anschläge auf drei Autohäuser eine Ermittlergruppe. Ausgewertet werden unter anderem Aufnahmen aus der Überwachungskamera vom jüngsten Tatort in Asperg.

Ludwigsburg - Mit einer fünfköpfigen Ermittlungsgruppe will die Polizei die Brandstiftungen in drei Autohäusern im Kreis Ludwigsburg aufklären. Im Moment gehen die Kriminalbeamten der Polizeidirektion von einem Zusammenhang zwischen den Taten in Asperg, Bietigheim-Bissingen und Tamm aus. In allen drei Fällen waren hochpreisige Autos der Marken BMW und Mercedes in Brand gesteckt worden. Von einem Serientäter mag offiziell aber keiner sprechen. Im Landeskriminalamt in Stuttgart werde zurzeit der Brandschutt untersucht, sagt die Polizeisprecherin Daniela Waldenmaier.

 

Zudem werden die Videosequenzen aus dem Autohaus in der Asperger Zeissstraße ausgewertet, das in der Nacht zu Samstag Schauplatz der jüngsten Brandstiftung war. Es ist mit einer Überwachungskamera ausgestattet. Auf dem Film ist ein Mensch zu sehen, der sich zur Tatzeit beim Autohaus aufgehalten hat. Für die Tat vom 15. Oktober in zwei Autohäusern in Bietigheim-Bissingen und in Tamm gibt es eine Personenbeschreibung. Ein Zeuge hat einen großen Mann mit weißer Mütze in schwarzer Kleidung mit weißen Streifen an den Ärmeln beobachtet. Bei der jüngsten Tat ist ein Schaden von etwa 270 000 Euro entstanden. Damit liegt der Gesamtschaden der drei Taten bei mehr als 620 000 Euro.

Autohändler sieht neue Form des Vandalismus

Dass mit dem Brandstifter etwas nicht stimmt, davon ist Thomas Brunold, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Ludwigsburg, überzeugt. „Das muss ein Durchgeknallter sein“, glaubt er. Es dränge sich der Verdacht auf, dass der Zündler speziell etwas gegen Luxusautos habe, sagt Brunold mit Blick auf die Vorfälle in Tamm und Bietigheim-Bissingen. Für ihn stellen die Taten eine neue Qualität des Vandalismus dar: „So eine Brandserie hatten wir noch nie“, sagt er. In den 14 Jahren, in denen er das Autohaus in Ludwigsburg betreibe, seien ihm nur einmal Autos zerkratzt und ein anderes Mal Motorhauben eingedellt worden. Zwar werde der Schaden in der Regel von der Versicherung gezahlt – falls Vandalismus von der Police abgedeckt wird. „Aber irgendwann wird die Versicherung diese Art von Schäden dann ausschließen“, warnt Brunold. Wie man sich als Autohändler besser schützen könne, wisse er allerdings auch nicht: „Da müsste man sein Geschäft ja zum Hochsicherheitstrakt machen.“

Jürgen Weller, Geschäftsführer des gleichnamigen Autohauses in Bietigheim-Bissingen, macht sich angesichts der erneuten Brandstiftung Gedanken über die Sicherheit seiner Autos. Allerdings werde sein Gelände, auf dem an die 500 Wagen stünden, mit Videokamera überwacht und sei mit Bewegungsmeldern ausgestattet. Zudem fahre die Polizei verstärkt Streife vor seinem Geschäft, allerdings nicht erst seit den Brandanschlägen.

Experte warnt vor schnellen Schlussfolgerungen auf den Täter

Über seine Sicherheitsvorkehrungen will Michael Streitberger, Geschäftsführer des Asperger Autohauses Ditting, wo es am Wochenende brannte, nichts sagen. Nur so viel: „Wir haben schon vorher viel für die Sicherheit getan, werden jetzt aber noch nachlegen.“ Für ihn sind die Anschläge auf Luxusautos eine Folge von Sozialneid, der seiner Meinung nach von den Medien angestachelt werde.

Harald Dreßing vom Mannheimer Zentralinstitut für seelische Gesundheit warnt vor schnellen Schlussfolgerungen. Die Ausführung der Tat lasse überhaupt keine Deutung des Motives oder gar Rückschlüsse auf den Täter zu. Es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht zulässig, aus der Tatsache, dass bisher dreimal in Folge teure Autos angezündet worden sind, etwas abzuleiten. Auch die Objekte der Brandstifter sagen nichts über deren Motive, sagt der Forensische Psychiater, der schon etliche Brandstifter begutachtet hat. Manche zündeten Holz, Papier oder Gebäude, andere Autos an. „Letzteres ist gar nicht so selten“, so Dreßing. Wie bei anderen Gewalttaten liegt der Anteil der männlichen Täter auch bei Brandstiftungen über dem der Frauen.

Die Wissenschaft unterteilt die Brandstiftungen in zwei Gruppen: Es könne sein, dass der Täter oder die Täterin aus psychologisch nachvollziehbaren Motiven wie Wut, Ärger oder Rache gehandelt habe. Genauso gut könne die Tat aber auch Ausfluss einer Wahnerkrankung sein. Dazu gehöre auch ein verstärkter Geltungstrieb. Menschen mit dieser Motivation blieben dann oft am Tatort und würden beim Löschen helfen. Auch psychische kranke Täter könnten überaus planerisch und überlegt vorgehen. Die Autohäuser wird das nicht beruhigen.