In manchen Hunden schlummert ein wildes Tier. Das hat die Halterin eines Bullterriers in Weilimdorf schmerzhaft erfahren.

Stuttgart - Ein drei Jahre alter Bullterrier hat sein Frauchen angefallen und mit Bissen übel zugerichtet. Das Tier, das die Frau erst vor wenigen Wochen von einem Unbekannten geschenkt bekommen hatte, ist am Montag eingeschläfert worden, wie die Polizei und die Stadt Stuttgart mitteilten.

 

Ein 41 Jahre alter Spaziergänger hatte am Samstag auf einem Parkplatz an der Bergheimer Steige in Weilimdorf die verzweifelten Hilferufe der 30-jährigen Hundebesitzerin gehört. Er lief zu ihr und sah sie schwer verletzt am Boden liegen. Ihr Hund biss sie nach Polizeiangaben immer wieder in Arme und Beine.

Der Zeuge griff beherzt ein, obwohl er sich damit selbst in Gefahr brachte. Ihm gelang es, den Bullterrier mit der zehn Meter langen Leine, die noch am Halsband hing, von der Frau wegzuziehen. Er wickelte die Leine um einen Baum und bändigte das Tier auf diese Weise.

Ein Notarzt versorgte die schwer verletzte 30-Jährige, sie wurde in ein Krankenhaus gebracht. Die hinzugerufenen Mitarbeiter des städtischen Vollzugsdienstes legten dem Hund eine Fangschlinge um und brachten ihn in eine Quarantäne-Station. Veterinäre begutachteten das Tier dort.

Hund streift Maulkorb ab

Nach ersten Erkenntnissen der Polizei besaß die 30-Jährige den Hund erst seit kurzem. Ein Unbekannter soll ihr den drei Jahre alten Bullterrier erst vor rund sechs Wochen auf einem Rastplatz übergeben haben. Nähere Hintergründe kannten die Ermittler am Montag noch nicht.

Bullterrier fallen unter die Kampfhundeverordnung des Landes. Sie müssen in der Öffentlichkeit einen Maulkorb tragen. Nach Informationen der Amtstierärztin Heike Roloff hat auch der Bullterrier einen Maulkorb getragen. Die Besitzerin wollte mit ihm Übungen machen, um für die Wesensprüfung zu trainieren.

Der Hund, der sich bis dahin freundlich verhalten habe, sei mehrfach an der Frau hochgesprungen und habe heftig mit dem Rute gewedelt. „Das ist ein Zeichen für Erregung. Es muss nicht immer freundlich gemeint sein“, so Roloff. Kritisch sei, dass die Frau die Vorgeschichte des Hundes gar nicht gekannt habe.

Durch die Sprünge sei die Frau gefallen, und der Hund habe seinen Maulkorb an ihrem Bein abgestreift. Wegen der eiförmigen Kopfform des Bullterriers könne dies passieren, solange der Schutz nicht sehr fest geschnallt sei. Zu irgendeinem Zeitpunkt – wodurch sei unklar – habe es bei dem Tier „Klick“ gemacht und der Jagdtrieb habe eingesetzt. Von der Natur sei es so eingerichtet, dass der Beutekick ein enormes Glücksgefühl beim Hund auslöse. „Wenn ein Hund so etwas bei einem Menschen erlebt hat, halte ich es nicht für verantwortlich, ihn wieder an Menschen heranzulassen“, begründete Roloff die Entscheidung, das Tier einzuschläfern. Selbst wenn der Hund danach friedlich sei, könne dieser Trieb wieder hervorbrechen.