Vor dem Länderspiel an diesem Mittwoch gegen die USA spricht der VfB-Verteidiger Antonio Rüdiger über seine Perspektive und einen möglichen Vereinswechsel.

Köln – Ein fester Händedruck, ein Glas Wasser, der Blick auf den Kölner Dom – im Hyatt-Hotel am Rheinufer sitzt Antonio Rüdiger (22) im Trainingsanzug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. Hinter dem Innenverteidiger des VfB Stuttgart liegt eine bewegte Saison, vor ihm eine Zeit, in der seine Karriere noch viel aufregender werden könnte. Und so spricht Rüdiger mit der Stuttgarter Zeitung vor dem Testländerspiel an diesem Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) gegen die USA . . . . . . über seine Rückkehr in das Nationalteam: „Ich bin sehr glücklich, dass ich wieder dabei bin. Das ist nicht selbstverständlich, schließlich war ich lange verletzt. Aber in meinem letzten Länderspiel im November in Spanien hatte ich einen guten letzten Eindruck hinterlassen. Und ich glaube, dass ich auch in den letzten Saisonspielen mit dem VfB beweisen konnte, dass ich die Nominierung verdient habe. Jetzt hoffe ich, dass ich in beiden Spielen zum Einsatz komme. Das wäre für mich ein schöner Abschluss dieser Saison. Ich kann nur sagen: ich bin zu hundert Prozent bereit.“ . . . über seinen Stellenwert in der DFB-Auswahl: „Ich bin noch immer ein junger Spieler und sehe mich weiterhin als Neuling. Für mich geht es darum, mich in diesem Kreis zu beweisen. Ich merke aber, dass die Akzeptanz innerhalb der Mannschaft immer größer wird. Und ich spüre, dass ich beim Bundestrainer eine große Wertschätzung genieße. Mein großes Ziel ist es, nächstes Jahr bei der Europameisterschaft in Frankreich dabei zu sein. Ich bin überzeugt, dass ich gute Chancen habe. Man muss aber immer auf der Hut sein und hart an sich arbeiten, denn es gibt in Deutschland viele andere gute junge Verteidiger: Robin Knoche zum Beispiel, Matthias Ginter oder mein VfB-Kollege Timo Baumgartl, vor dem ich nur den Hut ziehen kann. Er ist eine richtig coole Socke.“

 

. . . über seinen Verbesserungsbedarf: „Ich muss noch konstanter werden und die Zahl der Fehler minimieren. Und ich muss weiter mein Spiel nach vorne verbessern. Ich glaube, ich bin da schon auf einem ganz guten Weg. Wenn ich aber etwa Jérôme Boateng sehe, dann merke ich, dass es immer noch viel besser geht. Er spielt kaum Querpässe, sondern fast nur Vertikalbälle. Daran orientiere ich mich. Es gibt auf der Welt momentan keinen besseren Abwehrspieler als ihn. Es ist daher für mich perfekt, wenn ich hier bei der Nationalmannschaft mit Leuten wie ihm zusammenspiele.“ . . . über die Rettung des VfB: „Es war ein brutal schweres Jahr. Kleine Zweifel am Klassenverbleib waren zwischendurch da, aber im Grunde habe ich immer fest daran geglaubt, dass wir es noch schaffen. Es hat sich gezeigt, wie wichtig der mannschaftliche Zusammenhalt ist. Keiner von uns wollte als Absteiger in die VfB-Geschichte eingehen. Nach der Niederlage auf Schalke wurden wir schon abgeschrieben. Auch das war unsere Motivation: den Leuten zu zeigen, dass wir es draufhaben, auch wenn wir es zuvor eine Ewigkeit nicht geschafft hatten, zwei Spiele am Stück zu gewinnen. Am Ende brauchten wir sogar drei Siege – und haben es geschafft. In den Tagen nach Paderborn war ich einfach nur leer und kaputt. Der Druck war riesig. Aber ich habe schon öfter bewiesen, dass ich damit umgehen kann.“ . . . über die Perspektive des VfB: „Ich hoffe, dass man aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hat. In den letzten Spielen hat man zwar gesehen, zu was die Mannschaft in der Lage ist, aber es entspricht nicht der Realität, jetzt gleich wieder oben angreifen zu wollen. Wir haben zwei Jahre lang gegen den Abstieg gespielt. Man darf daher keine zu großen Erwartungen haben. Der Klassenverbleib muss nächstes Jahr das Ziel sein, alles andere wäre ein Bonus.“

. . . über seinen nahenden Vereinswechsel im Sommer: „Ich hatte bisher noch keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich lebe nur im Hier und Jetzt. Erst kam der Klassenverbleib mit dem VfB, das war das ganz große Ziel; nun stehen die beiden Spiele mit der Nationalmannschaft auf dem Programm. Was danach kommt, das wird man anschließend sehen.“

. . . über seine Zukunftspläne: „Ich möchte gerne irgendwann in der Champions League spielen und mich mit den Besten messen. Ich spiele zwar schon in der Bundesliga auf höchstem Niveau – aber internationale Spiele sind noch einmal etwas ganz anderes. Das merke ich immer, wenn ich in der Nationalmannschaft bin. Es war für mich zum Beispiel etwas ganz Neues, gegen einen Mann wie den Argentinier Kun Agüero zu spielen. In solchen Begegnungen wird völlig anders als in der Bundesliga gespielt. Da geht es viel härter zu. Solche Duelle will man gerne immer haben, denn nur dadurch kann man sich auch persönlich weiterentwickeln. Und natürlich will ich irgendwann auch um Titel spielen.“

. . . über seine bevorzugte Liga: „Die Bundesliga ist momentan das Maß der Dinge. Es wäre schön, noch länger hierzubleiben. Aber in meinem Hinterkopf steckt auch England. Es war schon immer ein Traum von mir, irgendwann in der Premier League zu spielen. Die Spielweise dort kommt mir entgegen, da darf man auch mal ordentlich dazwischengrätschen. Ich glaube, die physische Intensität ist in  England höher als in Deutschland. Das gefällt mir.“