Gestalterischer Wille ist Ettinger zwar deutlich eigen, er ist ein gestisch-dirigentisches Naturtalent, vermag körperlich vieles mitzuteilen. Doch im Adagietto etwa, für das er zehn Minuten 27 Sekunden brauchte, fehlte das Maß. Mahler selbst hat dieses Liebeslied für Alma in sieben, siebeneinhalb Minuten dirigiert, seine engen Vertrauten Willem Mengelberg und Bruno Walter haben nicht länger als höchstens acht Minuten gebraucht. Schade auch, dass Ettinger die vielen delikaten Luftpausen, die notierten Kommata zwischen den Phrasen, unbeachtet ließ und durch ein Super-Legato ersetzte. Etwas schwach als Gegenfarbe zum Streichersatz die Harfe.

 

Ettinger ist ein Theatermann, er schätzt Wirkungen, und damit brachte er das Werk zum rauschenden Schluss und den Beethovensaal zum Jubeln. Mancher feine Moment, einiges gut Ausgehörte war ja dabei gewesen, Ettinger kommunziert, und er weiß sich und sein Orchester in Szene zu setzen. Jetzt beginnt die Arbeit.