„John Sugar“ im Schnelltest: In der Neo-noir-Serie bei Apple TV+ spielt Colin Farrell einen cool-skurrilen Privatdetektiv.

Freizeit & Unterhaltung : Gunther Reinhardt (gun)

Unser Serien-TÜV verrät, ob es sich lohnt, einer neuen Serie eine Chance zu geben. Diesmal haben wir für Sie gesehen: die erste Episode der Apple-TV+-Serie „John Sugar“, die eine Hommage an den Film noir ist.

 

Die Handlung in drei Sätzen

John Sugar (Colin Farrell) arbeitet sehr erfolgreich als eigenwilliger Privatdetektiv in Los Angeles. Er wird von dem Hollywood-Mogul Jonathan Siegel (James Cromwell) beauftragt, dessen Enkeltochter Olivia zu suchen. Während Olivia erst mal verschwunden bleibt und die Story immer verworrener wird, findet Sugar bald schon die erste Leiche in einem Kofferraum, bekommt es mit Drogendealern zu tun und lernt die mysteriöse Melanie Mackintosh (Amy Ryan) kennen.

Der Trailer von „John Sugar“

Was soll das alles?

„John Sugar“ ist eine Hommage an den Film noir. Showrunner Mark Rotosevich und Regisseur Fernando Meirelles zitieren in der Serie ständig aus Filmklassikern wie „Tote schlafen fest“ oder „Die Spur des Falken“. Die Story, die Figuren, der lakonische Ich-Erzähler aus dem Off, aber auch die Kameraführung, die Montage oder der Soundtrack erinnern an die Verfilmungen der Hard-Boiled-Krimis von Raymond Chandler oder Dashiell Hammett.

Wer ist John Sugar?

Colin Farrell spielt John Sugar als einen Nachfahren Sam Spades und Philip Marlows. Mit seinem schmal geschnittenen schwarzen Anzugs, den adrett frisierten Haaren, seinen altmodischen Umgangsformen und der Vorliebe für Whisky wirkt er wie ein Mann, der sich aus den 1930er oder 1940er Jahren ins Los Angeles von heute verirrt hat. Er spricht fließend Japanisch und Arabisch, kann nicht betrunken werden, bleibt auch in brenzlichen Situationen cool und höflich, hat aber Gesundheitsprobleme, die er versucht vor allen zu verheimlichen.

Colin Farrell und Amy Ryan Foto: Apple TV+

Das Requisit des Tages

John Sugar hasst Gewalt und Waffen, liebt aber all die Filmklassiker, die als Blaupause durch diese Serie schimmern. Und der Trick, mit dem ihn seine Geschäftspartnerin Ruby (Kirby Howell-Baptiste) dazu bringt, eine Waffe zu tragen, ist, dass sie ihm die restaurierte Pistole besorgt, die Glenn Ford in Fritz Langs Film-noir-Klassiker „Heißes Eisen“ (1953) benutzt hat.

Der Satz des Tages

„Wenn einem einer sagt, dass man sich verpissen soll, ist man auf der richtigen Spur.“ John Sugar über die Detektivarbeit.

Der Song des Tages

Ein paar Mal muss der Titelheld Witze über seinen Nachnamen Sugar (Zucker) aushalten. Zum Beispiel als er in der Bar Melanie Mackintosh trifft, der Barkeeper seinen Namen sagt und sie anmerkt: „Oh, ich glaube, er mag dich: Er hat dich gerade Sugar genannt.“ Und am Ende der ersten Episode macht sich auch noch der Soundtrack über den süßen Namen lustig – zum Abspann läuft Bob Marleys Version des Bugglegum-Popsongs „Sugar, Sugar“ von den Archies.

Kirby Howell-Baptiste und Colin Farrell Foto: Apple TV+

Zum Weiterschauen

Alle, die nach den ersten beiden „John Sugar“-Episoden auf den Geschmack gekommen sind, aber keine Woche auf die nächste Episode warten wollen, könnten viel Spaß mit Carl Reiners grandioser Komödie „Tote tragen keine Karos“ (1982), die mit Steve Martin als Privatdetektiv eine noch verwegenere aus Klassikerschnipseln zusammengesetzte Film-noir-Hommage darstellt.

Bingewatch-Faktor

„John Sugar“ macht alles richtig: ein Colin Farrell, der in der Rolle des Hard-Boiled-Privatdetektivs aufgeht, eine großartige Optik, die das Hier und Jetzt mit Retrocharme auflädt, eine herrlich verwirrende, mit Filmzitaten aufgefüllte Story.

Gesamtnote

2+

John Sugar. Die ersten beiden Episoden sind seit Freitag, 5. April, bei Apple TV+ abrufbar. Wöchentlich wird eine neue Folge veröffentlicht.