Nach den Untersuchungen der Felsen am Drackensteiner Hang vom Wochenende ist klar, dass einige Sofortmaßnahmen nötig sind. Derweil hat die Sperrung des Albabstiegs rund um Geislingen ein mittleres Verkehrschaos verursacht.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Drackenstein - Ein kritischer Blick, einige gezielte Schläge mit dem Geologenhammer, dann steht Martin Brodbecks Urteil fest. „Der muss weg“, sagt der Leiter des Sachgebiets Straßenbau und Geotechnik beim Regierungspräsidium Stuttgart. Kurt Menges, der Leiter der zuständigen Autobahnmeisterei in Dornstadt, nickt, holt eine Sprühdose aus dem Auto und markiert den Felsvorsprung mit gelber Farbe. Fünf Tonnen dürfte der mannshohe Kalksteinfelsen auf die Waage bringen. Nicht auszudenken, wenn er tatsächlich auf die Fahrbahn fallen würde, wie 20 Meter weiter das Steinschlag-Schild die Autofahrer warnt.

 

Auf bis zu zehn Kilometer staut sich der Verkehr

35 000 Autos fahren an einem Durchschnittstag am Drackensteiner Hang von Ulm kommend in Richtung Stuttgart albabwärts. An diesem Wochenende fuhr hier 36 Stunden kein einziges. Für wichtige Felsuntersuchungen war der Streckenabschnitt zwischen Merklingen (Alb-Donau-Kreis) und Mühlhausen gesperrt worden. Stattdessen staute sich der Verkehr auf der ausgeschilderten Umleitungsstrecke, die über Nellingen, Geislingen-Türkheim und Bad Ditzenbach führte. Vor der Ausleitung von der Autobahn bildete sich während der gesamten Zeit eine lange Kolonne, die am Samstagnachmittag auf bis zu zehn Kilometer Länge anwuchs und am Sonntagmittag immerhin bis zu acht Kilometer erreichte. Komplettiert wurde das teilweise herrschende Chaos durch ein Volksfest, das traditionelle Bauernrennen in Nellingen. Bei der Polizei gingen zahlreiche Beschwerden ein. Größere Zwischenfälle habe es allerdings nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Polizeireviers in Geislingen. Lediglich im Geislinger Ortsteil Aufhausen ereigneten sich zwei kleine Auffahrunfälle.

Die ersten Felsbrocken flogen schon auf die Straße

„Es war ein Zustand erreicht, in dem man handeln musste“, rechtfertigte Menges die Sperrung. Zuletzt hatten sich immer wieder Felsbrocken vom Hang gelöst, die in der Regel im Fangzaun oder in der doppelten Leitplanke hängen blieben, bisweilen aber auch bis auf die Fahrbahn rollten. Unfälle habe es bisher aber noch nicht gegeben, sagte Menges.

Die Sperrung habe man gut ausgenutzt. Während die Geologen des Regierungspräsidiums mit der Hilfe von zeitweise drei Hubsteigern den Hang erkundeten und sich mit Seilen gesichert an den Felsen herunter ließen, besserten Menges Mitarbeiter die Fahrbahn aus und stutzten das Grün entlang der Strecke. Dabei sei am Samstag bis in die späten Abendstunden gearbeitet worden. Dies habe dazu geführt, dass der Albabstieg am Sonntag schon gegen 15 Uhr, und damit drei Stunden früher als erwartet, wieder habe frei gegeben werden können. Zur verkehrsreichsten Zeit des Sonntags blieb die Straße damit frei.

Vielleicht geht es in Nachtarbeit

Sanierungmaßnahmen im Umfang von 250 000 Euro habe man an diesem Wochenende bereits vorgenommen, sagte Brodbeck. Doch wie die Untersuchungen am Fels ergeben hätten, dürfte es dies nicht gewesen sein. „Wir müssen Felsen abtragen und sprengen, Fangzäune anbringen, Schutzplanken auswechseln und Felsen mit Spritzbeton sichern“, beschrieb der Bauingenieur Jaro Spidlen vom in Göppingen angesiedelten Baureferat des Regierungspräsidiums die nun anstehenden Sofortmaßnahmen. Die Kosten könnten sich auf dem Niveau der letzten Sanierung am Drackensteiner Hang bewegen, glaubt Brodbeck. Damals, im Jahr 2002, gab die Behörde eine Million Euro aus. Im September könnte es schon die nächsten Sperrungen geben. Allerdings bestehe die Hoffnung, dass sie sich auf die Nachtzeiten beschränkten, sagte Brodbeck.