Noch wirkt sich der Strukturwandel der Autobranche nicht auf dem Arbeitsmarkt aus. Noch nicht. Deshalb ist es die richtige Zeit für Beschäftigte, sich weiterzubilden. Bei der Arbeitsagentur Stuttgart stehen dafür 14 Millionen Euro bereit.

Lokales: Mathias Bury (ury)

Stuttgart - In der Automobilregion Stuttgart ist seit geraumer Zeit viel vom Strukturwandel der Branche die Rede. Der Übergang vom Verbrennungsmotor zur E-Mobilität werde Arbeitsplätze kosten. Auf dem Arbeitsmarkt ist davon noch nichts zu spüren. Die Agentur für Arbeit aber wirbt dafür, die erweiterten Möglichkeiten zur Weiterbildungen auch zu nutzen. 14 Millionen Euro stehen dafür im Agenturbezirk zur Verfügung.

 

Arbeitsmarkt ist weiter stabil

Der Stuttgarter Arbeitsmarkt zeigt sich weiter stabil. Um gerade mal 40 stieg die Zahl der erwerbslosen Personen im Juni gegenüber dem Vormonat auf 13 503, Ende Juli waren es dann 13 777, nochmals 274 mehr. Im Vergleich zu den Vorjahresmonaten waren das aber immer noch 555 beziehungsweise 306 Menschen weniger.

Auch die Zahl der Kurzarbeiter, die üblicherweise ein Indikator ist für eine sich verschlechternde Lage, ist im Juni nicht nennenswert gestiegen, im Agenturbezirk, der Stuttgart und den Kreis Böblingen umfasst, waren nur 170 Kurzarbeiter registriert, sagt Susanne Koch, die Vorsitzende der Geschäftsführung. Das sei bei Ende Juni gemeldeten 423 749 versicherungspflichtig Beschäftigten eine erfreulicherweise „verschwindend geringe Zahl“. Und auch wenn die Anfragen von Firmen zum Thema Kurzarbeit etwas gestiegen seien, liege auch diese Zahl noch „auf einem nicht relevanten Niveau“, so Koch.

Auswirkung sind absehbar

Dennoch ist die Agenturgeschäftsführerin überzeugt: Die Transformation der Autoindustrie und die laufende Digitalisierung werden „noch Auswirkungen haben“. Darum wirbt die Agentur bei Beschäftigten wie bei Firmen, sich schon jetzt um das Thema Weiterbildung zu kümmern. Mehr Möglichkeiten dafür bietet das seit Jahresanfang geltende Qualifizierungschancengesetz. Anders als bei den vorherigen Fördermöglichkeiten sind die Voraussetzungen nicht mehr so streng gehalten. „Entscheidend ist, dass die Qualifikation der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch nicht oder nicht mehr ganz den Anforderungen der Arbeitswelt entspricht“, erklärt Verena Bischl, die neue Geschäftsführerin Operativ der Agentur. Besonders im Fokus stehen kleine und mittlere Betriebe. Kleinbetriebe unter zehn Beschäftigten können die Weiterbildungskosten ihrer Mitarbeiter bis zu 100 Prozent erstattet bekommen, Firmen, die weniger als 250 Beschäftigte haben, noch bis zu 50 Prozent (bei Mitarbeitern ab 45 Jahre sind es in jedem Fall 100 Prozent). Bei größeren Betrieben sind es immer noch 25 beziehungsweise 15 Prozent. Susanne Koch: „Je größer der Betrieb ist, desto größer ist der Eigenanteil.“

Bereitschaft oft erst in der Krise

In der Autobranche können das für den Übergang vom Verbrennungsantrieb zum Elektromotor beispielsweise Weiterbildungen zum Thema Hochvolttechnik sein, im Bereich der Logistik geht es um Veränderungen durch die Digitalisierung. „Es geht um eine bessere Unterstützung, dass die Arbeit künftig auch erhalten bleibt“, sagt Susanne Koch. In der Krise der Jahre 2008/2009 war Qualifizierung ein großes Thema, nun wirbt die Agentur auch bei den Beschäftigten wieder für die Bereitschaft zur Weiterbildung.