Die Dieselkrise gefährdet zunehmend auch den Zulieferer Bosch. Der Marktanteil der Dieselautos sinkt. Kann Bosch eine Welle von Entlassungen abwenden?

Stuttgart - Die Krise des Dieselantriebs setzt den Autozulieferer Bosch zunehmend unter Druck und bringt Arbeitsplätze in Gefahr. So rechnet Rolf Bulander, Chef der Autozuliefersparte, damit, dass der Diesel-Marktanteil weiter zurückgeht und Bosch womöglich schon in diesem Jahr „ein Beschäftigungsthema“ bekommt. In Deutschland ist der Diesel-Marktanteil bei Personenwagen im vergangenen Jahr nach 45,9 Prozent (2016) auf 38,8 Prozent gesunken. Noch ist die Dieselsparte der Stuttgarter voll ausgelastet, weil der Rückgang der Nachfrage nach Diesel-Pkw kompensiert wird durch die gute Konjunktur für dieselgetriebene Nutzfahrzeuge in China. Ob der Boom in Fernost anhält, ist jedoch ungewiss.

 

Personal-Geschäftsführer Christoph Kübel sagte bei dem ersten Rückblick auf den Geschäftsverlauf 2017 in Ludwigsburg, die Transformation von Verbrennungs- zum Elektromotor stelle eine Herausforderung dar; ein Personalabbau werde sozial verträglich zusammen mit den Arbeitnehmervertretern geregelt. Bosch-Chef Volkmar Denner sagte aber, es gebe keine Planungen für einen Personalabbau. Bosch beschäftigt in der Dieselsparte 40 000 Mitarbeiter, davon 15 000 in Deutschland.

China rettet die Bilanz

Hartwig Geisel, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats von Bosch, zeigte sich auf Nachfrage überrascht, dass die Geschäftsführung das Thema Personalabbau thematisiert. „Wir sind gegenwärtig gut beschäftigt, und da ist es müßig, darüber zu spekulieren, ob die hohe Nachfrage aus China nun noch vier oder acht Monate anhält“, sagte er unserer Zeitung. Ihm ist es wichtig, dass Betriebsrat und Management den Wandel zusammen gestalten; an Konzepten werde gearbeitet. „Jetzt gleich mit Personalabbau zu kommen ist jedenfalls keine Option“, sagte Geisel.

Außerdem im Video: Wie hat der Diesel-Skandal seinen Anfang genommen? Was ist seitdem passiert?

Bosch hat im vorigen Jahr auf freiwilliger Basis ein Programm aufgelegt, das Beschäftigten aus dem traditionellen Autogeschäft den Wechsel in Bereiche rund um die Mobilität der Zukunft ermöglichen soll. Geschäftsführung und Betriebsrat sind sich einig, dass die noch gute Diesel-Konjunktur der Grund für das eher geringe Interesse der Belegschaft ist. Kübel sprach von einer dreistelligen Vermittlungszahl. Weiterbildungsangebote werden von sehr viel mehr Mitarbeitern angekommen.

Der Diesel wird nicht abgeschrieben

Bosch schreibt den Dieselantrieb jedoch keineswegs ab. „Mit Testfahrzeugen erreichen wir heute schon die Grenzwerte von 2020“, sagte Denner. „Wir entwickeln und testen bereits Systeme, die sogar deutlich unter diesen Grenzwerten liegen.“ Der Bosch-Chef glaubt, dass die CO2-Ziele in Europa ohne Diesel wohl nicht erreicht werden können.

Im vergangenen Jahr hat Bosch 6,7 Milliarden Euro Umsatz (plus 6,7 Prozent) verbucht. Alle Unternehmensbereiche trugen zum Wachstum bei. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen verbesserte sich auf 5,3 (Vorjahr: 4,3) Milliarden Euro.