In der „Rising-Star“-Höhle in Südafrika haben Forscher Hunderte Knochen einer bisher unbekannten Menschenart entdeckt. Sie weisen darauf hin, dass die Art Homo naledi einen Bestattungsritus gepflegt hat.

Stuttgart - Wissenschaftler haben Fossilien einer frühen Menschenart entdeckt, die wie der moderne Mensch einen Bestattungsritus pflegte. Die Überreste stammen aus der Höhle Rising Star im Nordwesten von Johannesburg in Südafrika. Die Homo naledi genannte Art – „naledi“ bedeutet „Stern“ auf Sosotho, einer dort gesprochenen Sprache – sei bisher unbekannt, teilt das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig mit, das an der Auswertung beteiligt war. Diese Menschenart zeichnet sich offenbar auch durch die Fähigkeit zu langen Wanderungen und zum Klettern aus.

 

Homo naledi scheint die Körper seiner Verstorbenen bewusst in einem abgelegenen Höhlenraum abgelegt zu haben. Der Raum ist nur durch einen schmalen Gang zu erreichen, so dass nur schlanke Forscherinnen hineingelangten (hier der StZ-Bericht zu einem Besuch in der Höhle). Der Bestattungsritus sei bemerkenswert, da die Wissenschaft eine Bestattung von Toten bisher nur dem modernen Menschen zugeschrieben habe, heißt es in der Mitteilung. Die rund 1500 entdeckten Fossilien, die Kleinkindern, Kindern, Erwachsenen und alten Menschen zugeordnet werden konnten, wurden in einem tief im Fels gelegenen Raum gefunden, der von den übrigen Kammern der Höhle getrennt war. Die Knochen weisen keinerlei Spuren von Aasfressern und Raubtieren auf.

Die alternativen Erklärungen sind unplausibel

Nach Angaben des Teamleiters Lee Berger von der südafrikanischen Universität Witwatersrand sind die Forscher zahlreiche Szenarien durchgegangen: beispielsweise ein Massensterben, ein unbekanntes Raubtier, den Transport von einem anderen Ort in die Kammer mithilfe von Wasser oder den Unfalltod in einer Falle. Nachdem alle Möglichkeiten ausgeschlossen worden seien, sei als plausibelste Variante nur die bewusste Beseitigung der Toten geblieben.

Bei dem bereits 2013 gemachten Fund handelt es sich dem Bericht zufolge um den bisher größten zusammengehörigen Fund fossiler menschlicher Überreste auf dem afrikanischen Kontinent. Nach den Forschungsergebnissen hatte Homo naledi ein winziges Gehirn von der Größe einer Orange und einen grazilen Körperbau. Er wurde im Schnitt etwa 1,50 Meter groß und wog etwa 45 Kilo. Zum Alter der Art wollten die Wissenschaftler vorerst noch keine Angaben machen.

Der Körperbau von Homo naledi zeigt einige Besonderheiten. So ähneln die Zähne denen der frühesten Vertreter der menschlichen Gattung wie etwa dem Homo habilis, die Schultern denen von Menschenaffen. Da die Hände stärker gebogen waren als die der meisten anderen frühen Hominiden, konnte er womöglich klettern. Im Gegensatz zu den Zähnen oder Händen sind die Füße kaum von denen eines modernen Menschen zu unterscheiden. Dies und seine langen Beine zeigen nach Meinung der Forscher, dass er lange Strecken zu Fuß bewältigen konnte.