Kida Khodr Ramadan liefert mit „Testo“ eine neue Serie für die ARD. Diesmal gerät ein Banküberfall grandios außer Kontrolle. Wie sehenswert ist die neue Serie?

Keko (Kida Khodr Ramadan), Stulle (Frederick Lau), Pepsi (Stipe Erceg), Barro (Veysel Gelin) und Kongo (Mortel Jovete) kennen sich seit der Kindheit. Damals hatten sie unterschiedliche Pläne: Tierarzt werden, Bürgermeister oder Pilot. Ein paar Jahre später gibt es nur noch einen gemeinsamen Plan: Banküberfall. Kurz rein, Kohle abstauben und wieder raus – alle Sorgen beseitigt. Doch der Coup gerät aus dem Ruder. Ein Wachmann wird erschossen, und der Banküberfall wird zur Geiselnahme.

 

Der Schauspieler und Regisseur Kida Khodr Ramadan legt mit „Testo“ seine zweite Gangster-Serie für die ARD vor. Mit rund zehn Millionen Abrufen war schon sein erstes ARD-Serienformat „Asbest“ ein großer Erfolg, vor allem bei einem jungen Streaming-Publikum. Seit Kurzem ist die Serie auch auf Netflix verfügbar und hat es direkt an die Spitze der dortigen Charts geschafft.

Ramadan bleibt auch mit „Testo“ seinem Genre treu. Sowie auch einigen seiner Schauspieler. Frederick Lau ist wieder mit dabei, genauso wie Rapper Veysel und Stipe Erceg. Und wie immer steckt im Format ganz viel Ramadan: Idee, Drehbuch, Regie (gemeinsam mit Olivia Retzer), Hauptrolle.

In „Testo“ gibt es, wie der Name schon sagt, ziemlich viel Testosteron. Die fünf Bankräuber brüllen, fuchteln mit ihren Waffen in der Luft, setzen Geiseln sowie Polizei und SEK unter Druck. Die Brutalität und die Unberechenbarkeit werden immer wieder durch irre Wendungen und Überraschungen unterbrochen, die zeigen, dass sich die Serie nicht ganz so ernst nimmt. Wenn plötzlich etwa Barros Mutter auftaucht und den gewalttätigen Verbrecher ohrfeigt, als wäre er ein kleiner Junge, der einem Mitschüler das Pausenbrot geklaut hat. Wie immer zieht Ramadan damit in guter Tradition derartiger Heist-Movies die Sympathien unweigerlich auf die Kriminellen.

Die Polizei ist heillos überfordert

Ramadan und Retzer haben ihren Schauspielerinnen und Schauspielern Raum für Improvisationen gelassen. Die gelingen mal mehr, mal weniger. Erceg wirkt als Anzugträger Pepsi, der jederzeit auf den Tod wartet, oft unglaubwürdig. Besser ist die Figur von Lau, der mit Achtziger-Vokuhila durch die Bankfiliale schlurft – überzeichnet, aber mit Unterhaltungswert. Veysel Gelin spielt den launenhaften Gewalttäter, den er schon in „4 Blocks“ dargestellt hat, mal wieder mit Bravour.

Die Polizei ist die meiste Zeit heillos überfordert. Der jungen Polizistin Billy (Nicolette Krebitz) wird schnell die Einsatzleitung entzogen, nachdem die Geiselnehmer einen suspendierten Polizisten mit dem Spitznamen Schweinebacke (Ronald Zehrfeld) als Verhandlungsführer anfordern (neben Fluchtwagen, Koks und Döner). Zwischen den beiden entspinnt sich ein Kompetenzgerangel, das ihre Chefin Hartmut – charmant-skurriler Auftritt von Katharina Thalbach – schließlich unterbindet.

Manches mag man von vergangenen Serien, die unter Mitwirkung von Ramadan entstanden sind, schon kennen. Gleichzeitig ist die Serie experimenteller als alles, was man vom Berliner Schauspieler mit den libanesischen Wurzeln bisher gesehen hat. Die Serie ist ein rasant erzählter Thriller – dessen Folgen gerade einmal rund 15 Minuten gehen – etwas wild komponiert, an manchen Stellen zu überdreht, als Experiment aber durchaus unterhaltsam.

Testo: Ab 2. Februar in der ARD Mediathek, ab 2. Februar, 22.20 Uhr im Ersten.