Für die ARD entsteht gerade „Die Puppenspieler“, ein Event-Zweiteiler über Jakob Fugger. Herbert Knaup spielt die Hauptrolle – beim Dreh in Garmisch kommt er mächtig ins Schwitzen.

Stuttgart - Irgendwie sieht er dem Mann, den man von dem berühmten Gemälde Albrecht Dürers kennt, durchaus ähnlich. Macht es die längliche Kopfform, die schmale Nase oder doch nur die charakteristische Stoffkappe aus? Jedenfalls ist Herbert Knaup als Jakob Fugger rein optisch betrachtet, fast eine Idealbesetzung. Und auch das schwarz-rot-wollene Renaissancegewand steht dem hochgewachsenen 59-Jährigen ausgezeichnet, ist aber vielleicht Mitte Juli nicht ganz ideal.

 

„Boah“, stöhnt der Schauspieler am fünfzigsten Drehtag des Event-Zweiteilers „Die Puppenspieler“ bei über 30 Grad, „unsere Kostüme sehen toll aus, sehr authentisch, aber ich hätte nicht gedacht, dass sie so schwer sind“. Die Sonne brennt in der Mittagspause vom Garmischer Himmel herunter, für den Nachmittag ist an den Hängen des Wank eine Alpenüberquerungsszene mit Ochsengespann und vielen Pferden geplant. „Fugger ist da mit Silberbarren aus Tirol unterwegs in Richtung Süden. Die Wirklichkeit damals muss anstrengend gewesen sein“, sagt Knaup, der wie alle anderen am Film Beteiligten eine lange Reise hinter sich hat, viel reiten und fechten musste „und viel Knedliky essen“.

Mehr als fünf Wochen war die Crew in Tschechien beschäftigt, unter anderem aus finanziellen Gründen wurde ein Großteil der mittelalterlichen Szenen in und in der Nähe von Prag abgedreht. Die Residenz des unfassbar reichen Augsburger Kaufmanns zum Beispiel hat man im Schloss Belvedere nachgestellt. Nach zehn Drehtagen in Bayern soll es dann nach Italien weitergehen, der Machtmensch und frühe Global Player Jakob Fugger war ja in Venedig aufgewachsen und immer viel unterwegs. „Die Puppenspieler“ hatte Regisseur Rainer Kaufmann beim Gespräch erklärt, „ist deshalb ein Abenteuerfilm, eine Coming-of-Age-Geschichte und ein Liebesdrama. Und wenn man so will ein sehr modernes Roadmovie im historischen Mantel“. Seinen Jakob Fugger zeigt er, frei nach Tanja Kinkels seit 1995 allein in Deutschland mehr als zwei Millionen Mal verkauftem gleichnamigem Roman, als kinderlosen Machtmenschen, der am Ende des finsteren Mittelalters zwischen 1484 und 1492 durch Handel unglaubliche Summen erwirtschaftet, mit denen er die Kräfte der Renaissance und der frühen Globalisierung befördert. Er tritt gegen Hexenverbrennung und Aberglauben ein, will die Papstwahl beeinflussen und versucht, seinen Ziehsohn Richard rationales, taktisch kluges Handeln zu lehren und ihn für seine Intrigen um die Macht als Strippenzieher oder eben Puppenspieler einzubinden.

Herbert Knaup hat sich die Rolle „erobert“

Sehr aktuell das alles, findet nicht nur Kaufmann, sondern auch sein Hauptdarsteller Knaup, mit dem er in den vergangenen Jahren schon eine ganz andere Zusammenarbeit gepflegt hat. Seit „Milchgeld“ von 2009 spielt der gebürtige Sonthofener unter der Regie Kaufmanns in regelmäßigen Abständen im Allgäuer Regionalkrimi des Bayerischen Rundfunks den skurrilen Kommissar Kluftinger – ein Riesenerfolg für alle Seiten. „Wir kennen uns aber schon viel länger, seit dem Anfang meiner Filmarbeit, genauer gesagt seit „Unschuldsengel“ von 1994“, erzählt Knaup. In die Rolle des Kluftingers sei er später „eher reingeschoben worden“, weil er den ortsüblichen Dialekt beherrsche, . Wenn eine Figur dann so gut funktioniere wie diese, sei das allerdings weniger befördernd gegenüber einem Regisseur „sondern eher ein Hinderungsgrund. Ich musste mir die Rolle des Jakob Fugger schon erobern.“

Haben wollte er sie unbedingt, auch wenn er den Augsburger Patrizier aus seiner rebellischen Jugendzeit vor allem „als Großkapitalisten, als reichen Sack, da war man eher dagegen“, in Erinnerung hatte. „Bei näheren Studien“ sei ihm klar geworden, dass die Renaissance eine spannende Zeit und Fugger selbst „ein interessanter Mensch war, der viel bewegte“.

Er sehe ihn inzwischen „als mit allen Wassern gewaschenen Wirtschaftsmenschen, arbeitsam, hauptsächlich daran interessiert, seinen Besitz zu vermehren und dadurch Einfluss zu gewinnen, aber durchaus auch wohltätig, ein Mann wie heute etwa Warren Buffett“, erklärt Knaup und lässt dabei ein wenig frische Luft an die glühende Haut unter seiner Kappe. Es mit dieser schillernden Figur aufzunehmen hat den vielfach ausgezeichneten Charakterdarsteller wohl gereizt. An seiner Seite werden dabei Sascha Alexander Gersak als Adjutant Anton Everding, Fuggers Mann fürs Grobe, das zwanzigjährige Nachwuchstalent Samuel Schneider als Richard und Helen Woigk in der Rolle der wilden Geliebten Saviya zu sehen sein.

Philipp Moog stellt Fuggers stärksten Widersacher dar, den religiösen Eiferer und Inquisitor Heinrich Institoris, Verfasser der hetzerischen Schrift „Der Hexenhammer“ und Mörder von Richards Mutter. Auch sie alle schmachten in Garmisch in engen Miedern, ledernen Wämsern und härenen Hosen vor sich hin. Und geben sich dabei Mühe, authentisch zu bleiben, und nicht in die Verkleidungsfalle zu gehen: „Historische Kostüme“, sagt Herbert Knaup, mehrlagig hochgeschlossen bis zum Kinn, „bedingen ja leider oft, dass man nicht mehr normal spricht“.