Das Bild des Menschen: kritisch, pessimistisch. Das zieht sich durch. Bei Baselitz steht er Kopf, bei Tony Cragg zerfließt er wie Margarine ins Unförmige; Feldmann setzt ihm rote Clownsnasen auf. Auch bloße Schriftbilder liefern Aussagen über die Spezies. „Teach us to outgrow our madness“, formuliert stoßgebetartig Alfredo Jaar in Neonröhrenschrift bei der Goodman Gallery. Janice Kerbel erzählt bei Catriona Jeffries aus Vancouver mit fünf Begriffen in abwechselnder Reihenfolge existenzielle Kurzgeschichten. Anrührend Steven Shearers „Sleep Triptych“, eine Tapete mit Fotografien von Hunderten schlafender Menschen, noch anrührender Kara Walkers „African Boy“ mit riesiger, leerer Schüssel vor dem Bauch (Sikkema Jenkins & Co.).

 

Wie jedes Jahr teilt sich die Art in verschiedene Sektionen auf. Da gibt es die Art Features mit dreißig kuratierten Galerieprojekten und die Art Statements mit jungen Künstlern und Galerien. Art Salon und Conversations bieten Vorträge, Gespräche und Podiumsdiskussionen. Art Parcours präsentiert, heuer im historischen Zentrum der Stadt, Outdoor-Kunstwerke.

Keineswegs verpassen sollte man die Sektion Art Unlimited mit Kunst in Übergröße – 74 raumsprengende Werke aus fünf Jahrzehnten in Halle 1, darunter Ai WeiWeis architektonische Installation aus 760 Fahrrädern der in China am meisten verbreiteten Marke. Kader Attias Installation „Arab Spring“ erinnert mit zerstörten Vitrinen an die Hoffnungen und Enttäuschungen des Arabischen Frühlings. Marcia Hafif zeigt einen Bilderfries aus monochromen Quadraten von Grau bis Schwarz. Julius von Bismarck kreiselt in „Egocentric System“ auf einer Drehbühne geradezu egomanisch um sich selbst. Wer will, kann David Shrigleys „Life Model“ selbst porträtieren, und wer schon zu erschöpft ist, kann sich bei einer Tasse Tee in einer Hängematte des Brasilianers Opavivará von den Anstrengungen des Kunstgenusses erholen.

Mag die Art Basel für die Aussteller nicht mehr sein als ein gigantischer Handelsplatz, für den an Kunst interessierten Besucher ist sie ein Panoptikum – die (Kunst-)Welt in der Nussschale, faszinierend, unerhört, überwältigend.