Himmelskörper sind rund und haben keine Strahlen. Diese sind eine Illusion des menschlichen Auges.

Stuttgart - In der Weihnachts- und Adventszeit rückt der Himmel näher. Weihnachtssterne leuchten über Christbaumspitzen, strahlen gelb oder weiß ruhig über den Buden der Weihnachtsmärkte und locken den Blick zu den Auslagen der Schaufenster. Ob sechs- oder achtzackig, auf Geschenkpapier oder in Gebäckform, das Fest beschert Sternstunden. Ein Stern mit Zacken ist ein Zeichen, das überall in der Welt verstanden wird. Doch woher stammt es? Noch nie hat ein Astronom solche Art von Strahlen um einen Stern nachgewiesen. Bei den Untersuchungen der Himmelsforscher erweisen sich die Sterne stets als mehr oder weniger runde, leuchtende Gaskugeln gleich unserer Sonne. Aus der Entfernung von Lichtjahren betrachtet sind die Sterne perfekt punktförmig.

Die Antwort: die Sternform ist nicht am Himmel, sondern im Menschen angelegt. Die Linse des Auges ist an ihrem Rand über den ganzen Umfang durch eine Vielzahl von Bändchen aufgehängt. Die äußere Seite der Bändchen ist an einem ringförmigen Muskel angewachsen. Betrachtet man Gegenstände in unterschiedlicher Entfernung, wird durch diesen Muskel die Wölbung und damit die Fokussierkraft der Augenlinse so angepasst, dass ein scharfes Bild auf der Netzhaut entsteht. Dieser Vorgang wird als Akkommodation bezeichnet.

Nachts besonders deutlich


Die Bändchen verformen die Oberfläche der Augenlinse und beeinflussen damit ihre Abbildungsqualität. Um punktförmige Lichtquellen wie Sterne zeigt sich ein Strahlenkranz. Nachts ist der Effekt deutlicher als bei Tageslicht. Die Augenpupille ist im Dunklen auf ihren maximalen Wert von bis zu acht Millimeter geweitet, gegenüber etwa ein bis zwei Millimeter bei hellem Sonnenschein. Da die Falten und Spannungen am Rand der Augenlinse am stärksten ausgeprägt sind, machen sie sich bei der nächtlichen Betrachtung von hellen Sternen besonders bemerkbar.

Dass die Strahlen nicht den Sternen angehören, sondern durch einen Abbildungsfehler im Auge entstehen, kann man sich leicht selbst klarmachen. Geht man in den Weihnachtstagen nach 21 Uhr in eine unbewölkte winterliche Nacht und sucht sich ein dunkles Plätzchen mit Blick nach Südosten, so erkennt man in dieser Himmelsrichtung, noch bevor sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben, den blauweiß funkelnden Sirius, den hellsten Fixstern am Firmament. Neigt man nun den Kopf zur Seite, zeigt sich: die Strahlen drehen sich mit. Der Weihnachtsstern im Original.