Der Umbau des Nödinger Hofs läuft. Die ehemaligen Betreiber des Stettener Hotels müssen einen Sanierungsstau vor sich her geschoben haben.

Stetten - Weinflaschen stehen in einem Regal. Auf dem Restaurant-Boden liegen alte Rechnungen. 9,50 Euro hat ein Gast Ende 2014 für drei kühle Getränke an der Hotelbar bezahlt. Die Küche wirkt so, als könne ein Koch dort von jetzt auf nachher noch ein Hochzeitsmenü zubereiten. In den Fluren des Nödinger Hofs wird noch auf die Frühstückszeiten hingewiesen. Die Betreiber müssen dem Anschein nach das Drei-Sterne-Haus am Stettener Ortsrand fluchtartig verlassen haben, nachdem der Verkauf an den Landkreis Esslingen in trockenen Tüchern war.

 

„Wir haben das Haus mit Sack und Pack erworben“, sagt Christian Sigler, Leiter des neu geschaffenen Amtes für Flüchtlingsfragen des Kreises. Es galt also zunächst zu sortieren, was man von dem Hotelinventar für die künftige Asylunterkunft am Unteren Kasparswald brauchen kann und was eben nicht. Für die Doppelbetten habe man freilich keine Verwendung mehr gehabt. Einzelbetten und Stühle aber sind geblieben.

Die hoteleigene Kegelbahn gibt es derweil nicht mehr. Dort werden die Kleiderkammer für die Flüchtlinge und Büros für die Mitarbeiter eingerichtet. Die Großküche kommt nächste Woche raus. Mehrere normale Herde werden eingebaut, an denen die Asylbewerber kochen können.

Bei einem von der Stadt organisiertem Rundgang durch das Gebäude wird am Donnerstagabend deutlich, dass das einstige Hotel in die Jahre gekommen war. Sabine Gall, die als Architektin beim Landratsamt für den Umbau zuständig ist, spricht von einem Sanierungsstau, den die bisherigen Eigentümer vor sich her geschoben haben müssen. „Die Elektrik ist abenteuerlich“, sagt Gall. Der Nödinger Hof hätte im Grunde auch längst einen zweiten Fluchtweg gebraucht.

Nun wird der Kreis das Gebäude in Sachen Brandschutz auf den neuesten Stand bringen. Er lässt gleich zwei Fluchttreppen an das Haus anbauen. Auch die Heizungsanlage wird erneuert. Kommende Woche sollen die Abbrucharbeiten beendet werden. Dann rücken die Elektriker an. 2,2 Millionen Euro sind für Arbeiten insgesamt angesetzt. „Bis jetzt liegen wird im Budget und im Zeitplan“, erklärt die Architektin. Und fügt an: „Allerdings haben die Bauarbeiten ja erst vor zwei Wochen so richtig begonnen.“ Bis Ende Oktober soll dennoch alles abgeschlossen sein. Zwei Wochen später soll mit der Belegung des Hauses begonnen werden. Es ist für 150 bis 160 Menschen in Not ausgelegt.

Einen Überblick über die Baumaßnahme wollten sich auch Mitglieder des Arbeitskreises Asyl machen. Rund 40 Menschen aus Stetten haben sich bereit erklärt, den Flüchtlingen zu helfen, sie bei Behördengängen und beim Lernen der deutschen Sprache zu begleiten. „Wir sind dankbar, wenn sich Leute engagieren“, sagte Peter Löwy, Leiter des städtischen Sozialamtes.

Die Ehrenamtlichen interessierten sich insbesondere für die Betreuung der Menschen, die da kommen werden. Nach Angaben von Amtsleiter Sigler werden sich mehrere Mitarbeiter der Wohnheimverwaltung und mehrere Mitarbeiter der Arbeiterwohlfahrt, um die vermutlich alleinstehenden Männer kümmern. Und das an fünf Tagen die Woche. Am Wochenende und nachts gibt es einen Notdienst. Mehrere Hausmeister sollen eingesetzt werden. Flüchtlinge können diese als sogenannte Hausmeistergehilfen bei der Arbeit unterstützen. Das soll derweil in der Oberaichener Unterkunft überhaupt nicht funktionieren, wie eine Helferin berichtete.

Jeweils drei Bewohner werden sich die einstigen Hotelzimmer teilen. Die Räume haben einen Kühlschrank und ein Bad. Satellitenschüsseln werden für den Fernsehempfang aufgebaut. W-LAN ist nicht vorgesehen. Fahrradständer soll es in der Tiefgarage geben. Ein spezielles Krankenzimmer wird nicht eingerichtet. Der Kreis arbeitet aber offenbar gerade an einer Lösung, um die ärztliche Betreuung der Flüchtlinge zu verbessern. Sigler sprach von einem mobilen Ärzteteam, welches die Heime anfahren soll, damit dort regelmäßige Sprechstunden angeboten werden können.