Im Umgang mit Kim Jong Un scheint Trump auf Zuckerbrot und Peitsche zu setzen. Der Machthaber könne mit Sicherheitsgarantien rechnen, wenn er abrüste, sagt der US-Präsident. Doch wenn nicht, könnte Nordkorea das Schicksal Libyens blühen.

Washington - US-Präsident Donald Trump hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un angesichts jüngster Verstimmungen vor ihrem geplanten Gipfel vor die Wahl gestellt. Im Falle einer Absage an Atomwaffen könne Pjöngjang mit „sehr starken Sicherheitsgarantien“ rechnen, sagte Trump im Weißen Haus. Halte Nordkorea jedoch an seinem Arsenal fest, könne dem Land ein Umsturz wie in Libyen drohen. Trump äußerte sich am Donnerstag bei einem Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg.

 

Zuletzt drohte Nordkorea indirekt mit einer Absage eines historischen Gipfeltreffens zwischen Kim und Trump, das für den 12. Juni in Singapur geplant ist. Als Grund nannte das kommunistische Land unter anderem Bedenken über „einseitige“ US-Forderungen nach einer totalen Denuklearisierung auf der koreanischen Halbinsel. Nordkorea sei „nicht länger an einer Verhandlung interessiert, bei der es nur darum geht, uns in eine Ecke zu drängen“, sagte Vize-Außenminister Kim Kye Gwan.

Trump betont Vorteile eines Deals

Pjöngjang begründet sein Atomprogramm mit der Notwendigkeit, seine Sicherheit wahren zu müssen. Als Beispiel zieht das Land den früheren libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi heran, der von Rebellenhand inmitten eines Aufstands im Oktober 2011 getötet wurde. Jahre zuvor hatte der Diktator sein Atomprogramm aufgegeben.

Der nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, John Bolton, hatte sich erst kürzlich ausdrücklich auf das „Libyen-Modell von 2003 bis 2004“ als Basis für Gespräche mit Nordkorea bezogen. Dies brachte ihm schließlich harsche Kritik von Vize-Außenminister Kim Kye Gwan ein.

Mit Blick auf Nordkoreas Sorgen sagte Trump nun, sollte Machthaber Kim sich zur Denuklearisierung bereit erklären, „wird er Sicherheiten bekommen, die sehr stark wären.“ Sollte es aber keinen Deal geben, hätte das gravierende Folgen für Kim, ergänzte Trump - und verwies dabei auf die Ereignisse in Libyen. „In Libyen haben wir das Land dezimiert. Es gab keinen Deal, um Gaddafi zu halten.“ Er sei aber „willens, eine Menge zu tun“, um Kim Sicherheitsgarantien zu geben. „Das Beste, das er tun kann, ist, einen Deal zu schließen.“ Über die Zahl der in Südkorea stationierten US-Soldaten werde er bei seinem Gipfel mit Kim aber nicht diskutieren, betonte Trump.

Südkorea angesichts der jüngsten Drohungen gelassen

An den Plänen für das historische Treffen habe sich nichts geändert, ergänzte der US-Präsident. Nordkoreanische Vertreter arbeiteten derzeit an den logistischen Details des Gipfels, „als wäre nichts geschehen“.

Neben der Androhung einer Absage des Gipfels von Kim und Trump hatte Pjöngjang zuletzt Fakten geschaffen, indem es jüngst ein Treffen mit ranghohen Vertretern Südkoreas platzen ließ. Als Grund wurden die seit Montag laufenden südkoreanisch-amerikanischen Militärmanöver genannt. Die als „Max Thunder“ bekannten Übungen laufen noch bis zum 25. Mai. Zuletzt hieß es aus Pjöngjang, man werde nicht an den Verhandlungstisch mit Südkorea zurückkehren, solange die Bedenken über die Manöver nicht ausgeräumt seien.

Südkorea gab sich angesichts der jüngsten Drohungen Nordkoreas gelassen. Seoul gehe davon aus, dass sich Pjöngjang treu an die Vereinbarungen des Gipfels von Machthaber Kim Jong Un und Präsident Moon Jae In halten werde, sagte der Sprecher des Ministeriums für Wiedervereinigung, Baek Tae Hyun. Bei ihrem Treffen im April hatten sich Kim und Moon vage auf eine „komplette Denuklearisierung“ der koreanischen Halbinsel und anhaltenden Frieden geeinigt.