Die hiesigen Schausteller feiern Jubiläum mit einem Ball im Kursaal. Doch der Kongress tanzt nicht nur. Er debattiert auch. Das drängendste Problem ist das Fehlen von Arbeitskräften.

Stuttgart - inen weiten Weg sind sie gegangen. Die Vorfahren des Stuttgarter Schaustellers Mark Roschmann wurden noch mit dem Ruf begrüßt: Sperrt die Kinder weg, holt die Wäsche rein, das Fahrende Volk kommt! Mittlerweile werden Roschmann und Kollegen freudig begrüßt, wenn sie in die Stadt kommen. Heißt das doch, Kirmes, Volksfest oder Weihnachtsmarkt beginnen.

 

In Bad Cannstatt treffen sie sich dieser Tage aber aus anderem Grund; es gibt zwar auch was zu feiern, aber in eigener Sache. Am Mittwochabend lud man zu einem Ball in den Kursaal, denn der Schaustellerverband Südwest feierte sein 125-jähriges Bestehen.

Dort fand nicht nur der Ball statt, dort debattierten auch Schausteller aus ganz Deutschland über die Sorgen und Nöte der Branche. Den Verbandstag des Deutschen Schaustellerbundes treibt vor allem die Sorge um, keine Mitarbeiter zu finden. Ohne die Helfer aus Polen und Rumänien würde sich schon lange kein Karussell mehr drehen, dennoch sind viele Stellen unbesetzt. Man versucht Langzeitarbeitslose zu motivieren und Flüchtlinge anzuwerben, sagte Albert Ritter, Vorsitzender es Schaustellerbundes. Und setzt auf Hilfe durch das Arbeitsministerium. Ein Abkommen mit der Ukraine soll helfen.

Ein solches gibt es mit Staaten auf dem Westbalkan, es erleichtert das Schließen von Arbeitsverträgen. Das Problem: Die Arbeitskräfte warten bis zu 13 Monate auf ihre Visa. „Da muss sich dringend etwas tun“, sagte Ritter, „der Mangel von Personal ist eines unserer größten Probleme.“ Mit spürbaren Folgen: Manche Volksfeste wiesen Lücken auf dieses Jahr, weil Schausteller absagten – ihnen fehlten die Mitarbeiter.