Kein Leben ohne Politik

Auch Bernd Schlömer, einst Bundesvorsitzender, der versuchte, die Partei auf ihrem Niedergang noch zu einer erfolgreichen Bundestagswahl zu führen, gab entnervt auf und brauchte einige Zeit, um sich zu erholen. „Wir sind auch an der Unfähigkeit gescheitert, uns zu professionalisieren“, sagt der Beamte im Verteidigungsministerium. „Aber vor allem war es die Vorstellung, man könnte auch gesellschaftliche Probleme quasi technisch lösen, wenn man nur das richtige Tool hätte.“

 

Die Ex-Piraten Lauer, Schlömer, Schramm und Delius eint immer noch eins: ohne Politik können sie sich ihr Leben nicht vorstellen. „Ich kann nicht anders“, sagt Martin Delius. „Es war im übrigen auch die beste Zeit meines Lebens.“ Wie genau Politik für ihn in Zukunft aussehen wird, weiß er nicht – so wie Julia Schramm. Beide stehen der Linken nahe. Bernd Schlömer kandidiert jetzt für die FDP in Friedrichshain-Kreuzberg. „Bisher ist der Bezirk für die Partei Feindesland“, sagt er. Das soll jetzt anders werden. Mit Graswurzelarbeit kennt sich Schlömer ja aus.

Wenn man Christopher Lauer nach den Erfolgen seiner einstigen Partei fragt, dann sagt er: „Den Piraten ist es als erstes gelungen, das Thema Netzpolitik auf die politische Agenda aller Parteien zu setzen.“ Lauer war einige Zeit in Lohn und Brot beim Springer-Verlag. Er sollte da digitale Strategien finden. „Springer hat mich repolitisiert“, sagt er. „Die Politik ist der Ort in dieser Gesellschaft, in der man etwas gestalten kann“. Lauer macht Innenpolitik, und selbst seine Gegner müssen einräumen, dass er sie ziemlich vor sich hergetrieben hat. Seine Erfolge hat er in einem Büchlein zusammengefasst. Darin steht zum Beispiel etwas über die Ambulanz für Gewaltopfer, die es seit kurzem in Berlin gibt. Es waren die Piraten, die das Projekt auf die Agenda setzten. 380 Menschen wurde hier bisher geholfen. Lauer macht sich keine Illusionen darüber, wie viele Menschen sein Büchlein lesen werden. „Die Bürger interessieren sich nicht für Politik. Aber ihr Leben verändert die Politik auch ohne dass sie sich dafür interessieren.“