Das Auktionshaus Gärtner versteigert Gitarren mit Autogrammen berühmter Musiker, darunter Pink Floyd und die Scorpions. Dieser Tage sind die Instrumente öffentlich zu sehen

Bietigheim-Bissingen - Die Rückkehr ist triumphal: Nach ihrer ausverkauften Welttournee mit mehr als einer Million Besuchern treten Pink Floyd im Oktober 1994 wieder in ihrer Heimat in Großbritannien auf. Im Londoner Earls Court spielen sie 14 Konzerte nacheinander, jedes ist mit mehr als 18 000 Zuschauern ausverkauft. Unter den Fans am 29. Oktober, dem letzten Gig in der Reihe, ist auch eine Person mit einem besonderen Interesse: Hinter der Bühne hält sie dem in zwischen verstorbenen Keyboarder Richard „Rick“ Wright, dem Schlagzeuger Nick Mason und dem Gitarristen und Sänger David Gilmour eine rote Gitarre entgegen. Die Musiker unterschreiben auf dem Instrument, später verewigt sich Zentimeter daneben auch der damals bereits aus der Band ausgestiegene Sänger und Bassist Roger Waters mit seinem Namenszug in schwarzem Filzstift.

 

Zehn Gitarren zum Startpreis von 50 000 Euro

Wer diese Person ist, wollen die Verantwortlichen des Auktionshauses Gärtner in Bietigheim-Bissingen 22 Jahre später nicht sagen. Die Sprecherin Kristine Wallé sagt nur: „Es handelt sich um eine Privatperson“. Klar ist heute aber: Die schwarz-rote Epiphone-Gitarre ist das Highlight einer Sammlung, die in diesen Tagen zum ersten Mal öffentlich zu sehen ist. Zehn Instrumente, allesamt mit Original-Unterschriften von weltbekannten Musikern und Bands, stehen derzeit in den Räumen des Auktionshauses. Dort kommen die Instrumente am 14. Oktober unter den Hammer, bis dahin sind sie für jeden zu betrachten.

Neben Pink Floyd haben sich auch der ehemalige Bassist der Rolling Stones, Bill Wyman, die Scorpions, Barclay James Harvest und Manfred Mann’s Earth Band auf diversen hochwertigen Saiteninstrumenten verewigt. Die meisten Autogramme wurden im Anschluss an Konzerte von dem unbekannten Musikliebhaber gesammelt, allesamt in den Jahren zwischen 1990 und 2007. So setzten Klaus Meine, Rudolf Schenker und die übrigen Mitglieder der Scorpions ihre Namenszüge bei einem Auftritt auf der Bonner Museumsmeile im Juni 1998 auf das Instrument. Direkt daneben verewigte sich der damalige SPD-Spitzenkandidat Gerhard Schröder – wenige Monate, bevor er dann ins Kanzleramt einzog.

Doch nicht nur der Sammler – oder die Sammlerin – will unerkannt bleiben. Auch die Frage, warum der bisherige Eigentümer sich von seinem Besitz trennt, können die Verkäufer nicht beantworten. Den Einstiegspreis von 50 000 Euro für die Instrumente hat ein Experte festgelegt.

So viel müssen Interessierte also auf jeden Fall auf den Tisch legen, um die Gitarren, vor allem aber die Signaturen der Musiker, zu besitzen. Denn sie machen die hochwertigen Saiteninstrumente erst so wertvoll. Akkorde von „Wish you were here“ oder „Wind of Change“ wurden von den Stars nicht auf den Gitarren angeschlagen.

Zerlegt werden kann die Sammlung nicht: Entweder kauft ein Interessent bei der Auktion in der kommende Woche also alle zehn Gitarren – oder keine.

Autogramme von Pink Floyd und den Scorpions

Dies gilt in besonderem Maße auch für die zweite Sammlung, die derzeit im Bissinger Auktionshaus Gärtner ausgestellt ist und am 14. Oktober unter den Hammer kommt: Mehr als 2100 Teile umfasst die Kollektion „Ludwig Hohlwein – ein Lebenswerk“, die der Liebhaber Peter Hackel über Jahrzehnte hinweg mit Akribie und Mühe zusammengetragen hat. Er war fasziniert von der Arbeit Ludwig Hohlweins, dessen Name heute zwar den Wenigsten bekannt ist – seine Werke dafür umso mehr.

So erschuf der Plakatkünstlern, Architekt und Grafiker unter anderem die Zeichnung eines biertrinkenden Mönchs, der auf den Flaschen, Bierdeckeln und Kornkorken der Franziskaner Brauerei zu sehen ist. Auch der Tierpark Hellabrunn in München wirbt bis heute immer wieder mit Motiven von Hohlwein, der 1946 verstarb. Ein bekanntes Plakat zeigt einen Leoparden vor orangenem Grund.

Hohlwein, der 1874 in Wiesbaden geboren wurde, gehört zu den bekanntesten Vertretern der deutschen Reklamekunst – doch das auch in unrühmlichem Zusammenhang. 1933 trat er in die NSDAP ein, für die er in den Folgejahren immer wieder arbeitete und Plakate entwarf. Für die Olympischen Spiele 1936 skizzierte er Werbemotive, für die Reichspost mehrere Briefmarken.

Während der Entnazifizierung nach dem Zweiten Weltkrieg galt Hohlwein als politisch belastet und durfte seine Arbeit erst 1946 wieder aufnehmen. Vor Beginn des Krieges hatte er eine Einladung, in die USA auszuwandern, abgelehnt. Aus Sicht der Kunsthistorikern Ragna Jäckle, die ihre Doktorarbeit über den Architekten schrieb, lag das vor allem an dessen konservativer Einstellung. „Er war fest verwurzelt in Bayern“, sagte Jäckle bei der Ausstellungseröffnung am Dienstag.

250 000 Euro soll die Sammlung kosten – mindestens

Warum Peter Hackel derart akribisch die Werke des Grafikers verfolgte, wüssten heute nicht einmal mehr seine Kinder, sagt Kristine Wallé. Mit seiner Familie vereinbarte Hackel aber, dass sein Hobby nach seinem Tod zu Geld gemacht werden soll. Als der Sammler im vergangenen November starb, bot die Familie daher dem Auktionshaus die Zeichnungen, Aquarelle und Gebrauchsgegenstände.

250 000 Euro sind als Startpreis für die wohl größte private Hohlwein-Sammlung, die es auf dem Markt gibt, aufgerufen. Neben dem stolzen Preis dürfte vor allem die schiere Masse der Gegenstände mögliche Interessenten abschrecken, meint Wallé. „Es werden sich sicher nicht 50 Leute ein Bietergefecht liefern.“ Museen würden als mögliche Käufer oftmals ebenso ausscheiden – fehlt es ihnen doch schlicht am Geld.

Der endgültige Preis für Hohlweins Werke entscheidet sich gleichwohl erst am 14. Oktober – wie auch der für die Autogramme auf den Gitarren. Ab 9 Uhr stehen die Musiklegenden dann zum Verkauf.