Ausbau der A 81 bei Böblingen Bagger zerbröseln Brücke Nummer drei

Sieben Meter mehr Spannweite benötigt die neue Querung über die A 81: Links der bereits fertiggestellte südliche Teil, der bis Jahresende einen Zwilling erhalten wird. Foto: Stefanie Schlecht

Unter Vollsperrung der A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen läuft alles nach Plan: In nur 54 Stunden brechen drei Bagger eine weitere Brücke über die A 81 ab.

Böblingen: Jan-Philipp Schlecht (jps)

Um kurz nach elf Uhr am Samstag tut es einen dumpfen Schlag. „Jetzt fällt sie“, sagt Projektleiter Johannes Kuhn, als er auf der leeren A 81 auf Höhe des Plana Küchenlandes steht und zu der Brücke blickt, deren Ende jetzt nah ist. Einer der beiden Bagger beißt da gerade mit seiner riesenhaften Schere, die an das Maul eines Tyrannosaurus Rex erinnert, ein Betonteil aus dem Bauwerk. In einer Staubwolke kracht der Brocken geräuschvoll auf den Boden. Wie stählerne Spaghetti hängen die Streben des Bewehrungsstahls aus den Trümmern. Erstaunlich filigran nimmt der Baggerführer das Gerippe in die Zange: knarz, klong, und wieder was ab.

 

Weil die sechs Spuren der ausgebauten A 81 zwischen Böblingen und Sindelfingen mehr Platz benötigen, müssen sechs Brücken neu gebaut werden. Am Wochenende wurde die dritte davon zu einem Schuttberg: Die zweite Hälfte der Querung der Calwer Straße über die Autobahn zwischen Böblingen und Dagersheim musste weichen.

„Insgesamt wiegt die Brücke so um die 1000 Tonnen“, sagt Projektleiter Kuhn, der sein Wochenende mal wieder auf der Autobahn verbringt. An die 45 LKW-Ladungen werden da zusammenkommen, bis der Schutthaufen abtransportiert ist. Kuhn: „Wenn wir die Brücke geschafft haben, ist Halbzeit bei den Abrissen.“ Den Anfang hatte ihr Zwillingsteil Anfang Oktober des Jahres 2021 gemacht.

Neue Brücke nur sieben Meter länger

Damals war die A 81 im Zuge des Ausbaus das erste Mal voll gesperrt. Der Verkehr lief seitdem nur noch auf je einer Spur auf dem alten Brückenteil, das jetzt ebenfalls abgerissen wurde. Parallel wurde der Brückenteil daneben neu gebaut. „Das neue ist jetzt mit 61 Metern nur sieben Meter länger als davor“, sagt Johannes Kuhn. Kurz vor Weihnachten wurde die neue Teilbrücke fertig und für den Verkehr freigegeben. „Jetzt nutzen wir das Sperrungs-Wochenende um die beiden neuen Teile noch zu verschweißen“, sagt Kuhn. Danach können das Gerüst und der behelfsmäßige Träger in der Mitte abgebaut werden. Im Gegensatz zu der alten Brücke von Anfang der 1970er Jahre benötigt die neue nämlich keinen Stützpfeiler in der Mitte mehr. „Sobald der Verkehr am Montagmorgen wieder fließt, kann man die neue Teilbrücke aus Fahrtrichtung Singen in voller Pracht bewundern“, sagt Kuhn nicht ohne Stolz. Bis es so weit war, mussten die Autofahrer aber Extra-Zeit einplanen: Auf den Umleitungsstrecken pfropfte der Verkehr am Wochenende zum Teil erheblich. Im Norden staute es sich bis zum Stuttgarter Kreuz, die Blechlawine quälte sich zäh durch die Innenstädte.

Damit bei einer Vollsperrung samt Abriss alles reibungslos klappt, müssen an so einem Wochenende viele Rädchen ineinandergreifen. Am Freitagabend gegen 22 Uhr wurden bereits die Fahrspuren auf Höhe der Anschlussstelle Hulb dichtgemacht, und eine gewaltige Maschinerie setzte sich in Gang. Kuhn: „Um 23 Uhr konnten die Bagger schon anrücken.“

Geröll kommt wieder in den Straßenbau

Drei spezielle Abbruchbagger der Marke Caterpillar 352 mit 50 Tonnen Eigengewicht rückten dem Betonbauwerk auf die Pelle. Im Schichtbetrieb zerbröselten die 15 Mitarbeiter der Firma Max Wild aus Berkheim bei Memmingen die Brücke. Wohin kommen die 1000 Tonnen Geröll? „Die werden von einem Fachunternehmen geschreddert und als Tragschicht im Straßenbau wiederverwendet. Theoretisch wäre es also möglich, das der Schutthaufen dereinst wieder unter der verbreiterten A 81 landet.

Abriss verursacht weiteren Engpass

Doch die Abbruchfirma war nicht die einzige, die in den 54 Stunden zwischen Freitagabend und Montagmorgen im Einsatz war. Da die beiden Widerlager – die massiven Unterbauten an den Übergängen zwischen der Brückenkonstruktion und dem Boden – rechts und links der Fahrbahn erst in einem zweiten Schritt abgerissen werden, muss die Autobahn an dieser Stelle zusätzlich verschmälert werden. „Der Platz der Verflechtungsstreifen wird in einem Abschnitt benötigt, damit der Schutt der Widerlager abtransportiert werden kann“, sagt Johannes Kuhn. Der Engpass soll aber nur für ein paar Wochen bestehen, mit Staus ist dennoch zu rechnen. Bis es die nicht mehr gibt, haben Kuhn und sein Team noch eine Menge zu tun. Der nächste Meilenstein: der Einhub der neuen Stahlbeton-Brückenteile der jetzt abgerissenen Brücke. Das soll im Frühsommer passieren . Dann will auch die Bahn mit ihrer neuen Eisenbahnbrücke fertig sein und die Behelfskonstruktion abbauen. Der erste Zug soll um Ostern darüber rollen.

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