Obwohl in Coronazeiten noch viele Ausbildungsplätze unbesetzt sind, haben nicht alle Probleme damit, Lehrlinge zu bekommen.

Leonberg - Für Tobias Schäfer und Idris Shabani beginnt der Ernst des (Berufs)Lebens. Sie wollen sich bei Schaal Bad und Design in Leonberg zum Anlagenmechaniker für Sanitär und Heizung ausbilden lassen. Nun ist ihr erster Tag von mehr als 1270 angebrochen, an denen das über die Bühne gehen soll – sie haben, wie Tausende andere junge Menschen auch, ihre Ausbildung begonnen.

 

Aufmerksam hören sie den Ausführungen von Betriebsinhaber und Geschäftsführer Tilo Kraus zu. Und in der Werkstatt ist den beiden anzumerken, dass sie es kaum erwarten können, selbst mit Hand anzulegen, als die beiden „alten“ Hasen Julian Brenner und Salvatore Catanzano mit der Einführung beginnen. Die beiden anderen Azubis, Enrico Imeri und Daniel Kirschmann sind an dem Tag nicht da.

Schon immer systemrelevant

„Wir sind schon immer systemrelevant gewesen – auch vor Corona“, sagt der Ausbildungsmeister Tilo Kraus voller Stolz auf die Leistungen seines Handwerkerteams. „Fließt kein Wasser, strömt kein Gas und kann das, was aus dem Haus muss, nicht hinausbefördert werden, dann wird es schnell problematisch“, weiß der Obermeister aus seiner langjähriger Erfahrung.

Das sei auch in Zeiten von Corona nicht anders. „Anfangs hatten die Menschen verständlicherweise Probleme damit, den Kundendienst ins Haus zu lassen. Aber im Neu- und Umbau lief und läuft alles gut und seinen gewohnten Gang“, sagt Tilo Kraus. Aber auch für die Handwerker gelte es, sich an die Regeln zu halten. „Die Teams beginnen zeitversetzt die Arbeit, damit sie sich so wenig wie möglich in der Firma über den Weg laufen.“ Unter diesen Voraussetzungen beginnen nun Tobias Schäfer und Idris Shabani ihre dreieinhalbjährige Ausbildung.

Erster Kontakt auf der Ausbildungsmesse

Der 15-jährige Tobias Schäfer kommt direkt von der Schulbank der August-Lämmle-Schule im Ramtel und hat an der Gemeinschaftsschule den Hauptschulabschluss gemacht. Ausbildungsmeister Tilo Kraus hört es gerne, wie der Jugendliche den Weg in seine Firma gefunden hat. „Ich habe mich auf der Ausbildungsmesse Interkom in Leonberg umgesehen und dann am Stand von Schaal Bad und Design informiert“, sagt Tobias Schäfer. „Nach dem Praktikum in der Firma war für mich klar, das will ich machen.“

Der 18-jährige Idris Shabani, der ebenfalls den Hauptschulabschluss hat, kommt über einen kleinen Umweg. Am Berufsschulzentrum Leonberg hat er die Berufsfachschule begonnen. Dann habe er mit einem Arbeitskollegen seines Vaters über Schaal Bad und Design diskutiert, und was er gehört hat, habe ihn überzeugt. „Dieses Handwerk interessiert mich“, sagt Idris Shabani. „Er ist eben ein Schaffer“, hat Ausbildungsmeister Tilo Kraus nach dem Praktikum in Erfahrung gebracht.

Das Schulzeugnis muss stimmen

„Ohne ein oder zwei Praktika im Vorfeld, um zu sehen ob die jungen Leute aufgeschlossen für den Beruf sind und auch handwerkliche Begabungen haben, beginnen wir keine Ausbildung“, sagt Tilo Kraus. Auch die Eltern werden mit eingebunden, und natürlich muss auch das Schulzeugnis stimmen. Denn nur, wer auch den Unterricht an der Gottlieb-Daimler-Berufsschule in Sindelfingen positiv abschließt, bekommt im zweiten Ausbildungsjahr seinen Lehrvertrag in die Lehrlingsrolle der Handwerkskammer eingetragen.

An Bewerbern fehlt es nicht. „Bis zu 25 Anschreiben gehen im Jahr ein. Auch jetzt sind es knapp 20 gewesen“, freut sich Tilo Kraus. Er bildet seit 1993 aus. „Fünf bis sechs Azubis sind immer in der Firma, 2018 sind es sogar neun gewesen“, sagt er im Rückblick. „Auszubilden ist sehr wichtig, damit das in vielen Jahren angeeignete Wissen und die Erfahrung ältere Kollegen erhalten bleiben und um der Fluktuation entgegensteuern zu können.“ Von seinen 29 Mitarbeitern sind sechs, die hier ihre Ausbildung seit 2013 beendet haben.

Die Geheimnisse des Berichtsheftes

Nachdem Azubi Salvatore Catanzano den zukünftigen Anlagenmechanikern das Handwerk des Bauflaschners vorstellt, kommen die Neulinge Idris Shabani und Tobias Schäfer zu Julian Brenner, der auch das Berufskolleg für Anlagenmechaniker besucht. Der Abiturient kann danach die Technikerschule besuchen und hat die Fachhochschulreife. „Es ist ein abwechslungsreicher Beruf mit einer hohen Verantwortung, in dem der Kundenkontakt eine wichtige Rolle spielt“, eröffnet er den beiden, bevor er sie in die Geheimnisse des Berichtsheftes einweist. Diese Dokumentation des Lehrlings und der Firma ist ein wichtiger Nachweis, wenn es zu Streitfällen kommt.

Brenner aus Höfingen? „Die Vermutung ist richtig, der junge Mann kommt aus dem Hause Brenner und Brenner“, schmunzelt Tilo Kraus. Und er sei nicht der erste aus der Firma seines Mitbewerbers. „Aber auch mein Sohn hat bei ihnen die Ausbildung gemacht“, sagt Tilo Kraus. „Es sind Zeichen des gegenseitigen Vertrauens und der Wertschätzung für das Wissen und Können des anderen.“