Bayerns Metall- und Elektroindustrie musste im laufenden Jahr einige Dämpfer hinnehmen, vor allem bei der Leitbranche Automobil. Trotz politischer Unsicherheiten geht man aber „vorsichtig optimistisch“ ins neue Jahr.

München - Die bayerische Metall- und Elektroindustrie befindet sich in einem „Konjunkturtal“. So sagt es der Hauptgeschäftsführer des Branchenverbandes, Bertram Brossardt – nicht ohne allerdings zu erwähnen, dass die Hügel drumherum immer noch kräftig blühen. Nicht erfüllt haben sich allerdings die Erwartungen der Unternehmen für 2018. Nach einem Produktionsanstieg von 5,2 Prozent im Jahr 2017 rechnen sie diesmal mit nur mehr knapp zwei Prozent, und die Prognose für 2019 ist auf 1,25 Prozent herabgeschraubt. Gleichwohl: die Ertragslage sei „weiterhin gut“, und die Zahl der Beschäftigten hat laut Brossardt „mit Rekordzahlen von Monat zu Monat“ ein Allzeithoch von 870 000 erreicht. 2019 soll sie um weitere 10 000 steigen.

 

Zwar gehen die bayerischen Unternehmen laut der am Mittwoch vorstellten Verbands-Umfrage „vorsichtig optimistisch“ ins Neue Jahr. Die Branche sieht sich aber stark belastet durch die Entwicklung bei der „bayerischen Leitindustrie“. In der Autobranche sind die Exporte von Januar bis Oktober im Jahresvergleich um 10,5 Prozent gesunken; die – so Brossardt – „überhastete Einführung“ des neuen Abgastestverfahrens WLTP habe „bei einigen Herstellern zu einem kräftigen Produktionsrückgang geführt“. Und „überambitionierte, vollkommen fragwürdige, nicht sachgeleitete politische Entscheidungen“ wie die neuen CO2-Grenzwerte der Europäischen Kommission „legen die Axt an etwas.“

Unruhen der Weltpolitik

Als erstaunlich gilt, dass sich die Konjunkturerwartungen der bayerischen Metall- und Elektrounternehmen nach einem Sommer-Minus zum Jahreswechsel wieder ins Positive gewendet haben: trotz der Unklarheiten beim Brexit, der – so Brossardt – „eine Blackbox“ bleibe, trotz des „von den USA ausgehenden globalen Handelskonflikts“ und trotz der sonstigen weltpolitischen Unruhe mit ihren „extrem widersprüchlichen“ Signalen und ihren fast täglich neuen Entwicklungen.

Schwer tun sich laut Brossardt gerade kleinere Firmen mit der im neuen Tarifvertrag ausgehandelten Freistellungszeit. Schichtarbeiter, sowie Beschäftigte, die Zeit brauchen für Kindererziehung, für Pflege von Angehörigen, können ihr tarifliches Zusatzgeld ab 2019 in acht zusätzliche freie Tage umwandeln – und fast ein Viertel der bayerischen Beschäftigten hat das bereits getan. In einzelnen Betrieben hat sogar die Hälfte der Mitarbeiter entsprechende Anträge gestellt; bei den Schichtarbeitern sind es landesweit 36 Prozent. Manche Firmen, so Brossardt, hätten „höchste Probleme, das organisatorisch hinzubekommen.“

Zufrieden mit Fachkräfte-Zuwanderung

Es gibt auch einen Punkt, mit dem der weißblaue Branchenverband restlos zufrieden ist: mit dem neuen Fachkräftezuwanderungsgesetz, das diesen Mittwoch im Bundeskabinett eingebracht werden sollte. Das sei „für deutsche Verhältnisse ein riesiger Schritt“, sagte Brossardt: „Das ist ein deutliches Stück Liberalität; das finden wir gut.“ Der Geschäftsführer des Branchenverbandes wies auch darauf hin, dass die bayerische Wirtschaft mit der Landesregierung zur Linderung des Fachkräftemangels bereits einen eigenen Pakt geschlossen habe. In den kommenden fünf Jahren sollen demnach 250 000 neue Fachkräfte „mobilisiert“ werden, davon die Hälfte aus Deutschland, die zweite von außerhalb. „Wir müssen uns dann aber auch darum kümmern“, sagte Brossardt in Hinblick auf den Nachweis der geforderten beruflichen Qualifikationen und der deutschen Sprachkenntnisse.