Ein Passant wundert sich, warum sieben Polizeibeamte einen einzelnen Mann zu Boden bringen. Er fragt nach, was denn da los sei – und findet sich am Ende selbst am Boden wieder, mit einer Platzwunde an der Augenbraue.

Lokales: Christine Bilger (ceb)

Stuttgart - Ein Passant wundert sich, warum sieben Polizeibeamte einen einzelnen Mann zu Boden bringen. Er fragt nach, was denn da los sei – und findet sich am Ende selbst am Boden wieder, mit einer Platzwunde an der Augenbraue. Für den 44-jährigen Stuttgarter ist das am vergangenen Samstag Erlebte brutale, unnötige Polizeigewalt. Er erstattete Anzeige wegen Körperverletzung gegen die Polizisten. Die Beamten weisen den Vorwurf zurück: Sie schätzten das Verhalten als „Störung einer Amtshandlung“ ein. Sie erstatteten ihrerseits Anzeige wegen Beleidigung und Widerstands gegen Polizeibeamte.

 

Aus der Sicht der Polizei klingt das anders

Am Anfang war eine Schlägerei zwischen zwei Männern an der Ecke Marien-/Reinsburgstraße. Zwei Männer prügelten sich, die Polizei wurde verständigt, schildert der Polizeisprecher Olef Petersen. „Wenn so etwas mitten in der Stadt ist, dann kann es schon sein, dass da mehr als ein Streifenwagen anfährt“, erklärt Petersen, warum der Passant so viele Beamte sah. Die Schlägerei war geklärt, ein Mann festgenommen, der andere wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nun kam der 44-Jährige dazu. „Ich wollte nur wissen, was da los ist, da hieß es von einer jungen Polizistin gleich, das ginge mich nichts an, ich soll weitergehen“, berichtet er. Als er dann sagte, es sei ja weit gekommen mit den Bürgerrechten, hätten die Polizisten seinen Ausweis verlangt. Da habe er wissen wollen warum. Daraufhin seien zwei Beamte auf ihn zugegangen und hätten ihn zu Boden gebracht, zuvor gegen eine Wand gedrückt. „Die ersten Minutenhabe ich gedacht, es geht denen nur darum, mir wehzutun.“ Am Boden liegend habe er dann auch geschimpft und räumt ein, dabei beleidigend geworden zu sein. Er trug eine Platzwunde an der Augenbraue davon.

Aus Sicht der Polizei klingt das Geschehen anders: „Er ist der Kollegin ganz dicht auf die Pelle gerückt und trat nicht zurück, als er aufgefordert wurde“, so Petersen. Nach dem Ausweis sei der Mann gefragt worden, weil er die zuerst angesprochene Polizistin schon sehr schnell beleidigt habe: „Du bist keine Beamtin, du bist eine Null“, stehe im Protokoll, und das sei noch eine der milderen Beleidigungen gewesen.

Der Fall ist damit wohl noch nicht abgeschlossen. Beide Anzeigen bieten, so ein Strafbefehl deswegen ergeht, die Möglichkeit, diesen nicht zu akzeptieren und den Fall vor Gericht auszufechten. Wie die Entscheidung ausfällt, steht derzeit noch nicht fest, die Ermittlungen in beide Richtungen laufen noch.