Weihnachtszeit ist Familienzeit - und der Ausflug in den Schnee gehört doch irgendwie dazu. Doch was ist, wenn die weiße Pracht ausbleibt? Die Höhenregionen in Baden-Württemberg locken mit Alternativen.

Erlebniswanderung statt Skifahren, Bobbahn statt Rodeln oder Klettern statt Schneeschuhwanderung - wenn der Schnee über die Weihnachtstage ausbleibt, gibt es in den Höhenlagen Baden-Württembergs eine Reihe von Alternativen. „Es ist inzwischen auch in unseren Breiten längst normal geworden, dass die Winter vergleichsweise schneearm ausfallen. Die allermeisten Urlaubsorte in Baden-Württemberg haben sich darauf eingestellt und ihre Angebote entsprechend angepasst“, sagt Martin Knauer von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg. Abgesehen von einigen Wintersportorten im Schwarzwald und auf der Schwäbischen Alb spiele der Schnee keine allzu große Rolle mehr.

 

„Winterurlaub im Schwarzwald muss nicht nur Skifahren sein“, betont auch Jutta Ulrich von der Schwarzwald Tourismus GmbH. Bei Schneemangel könne man auch einfach so die Natur genießen, wandern und Rad fahren. „Geführte Erlebnistouren werden mit oder ohne Schnee angeboten.“ Bei höheren Temperaturen könne die Schneeschuhtour zu Winterwanderung werden, statt Schlitten würden dann Mountainbikes oder E-Bikes verliehen. Wer nicht den verschneiten Hang herunter rodeln kann, könnte auf die Bobbahn am Mehliskopf im Nordschwarzwald, die Hasenhornbahn in Todtnau im Hochschwarzwald oder auf die Sommerrodelbahn Gutach ausweichen. Zudem laden zahlreiche Wanderhütten zum Einkehrstopp.

Eissporthallen, Hängebrücken und Märkte

Eisbahnen bleiben der Sprecherin zufolge in der Regel ohnehin geöffnet. Wenn draußen gar nichts mehr geht, kann man mancherorts auch drinnen Pirouetten drehen, etwa im Eisstadion Polarion in Bad Liebenzell oder in der Eissporthalle Herrischried.

Auch Attraktionen wie die Hängebrücken Wildline in Bad Wildbad und der dortige Baumwipfelpfad oder die Brücke in Todtnau locken an Tagen ohne Schnee. Zudem sind einige der über 100 Weihnachtsmärkte im Schwarzwald auch nach Heiligabend geöffnet, darunter der Christkindelsmarkt in Baden-Baden (bis 6. Januar), so der Tourismus-Verband. Ein Erlebnis für die ganze Familie sei auch der Triberger Weihnachtszauber (25. bis 30. Dezember).

Mit der Seilbahn auf den Belchen im Schwarzwald

Selbst wenn kein Schnee ist, läuft die Seilbahn auf dem Belchen im Schwarzwald und die Sechser-Sesselbahn am Seebuck auf dem Feldberg. Da die meisten Bahnen nur für den Transport von Wintersportlern zugelassen sind, können ohne Schnee nur wenige laufen. „Im vergangenen Winter wollten wir beispielsweise die Herzogenhornbahn für Fußgänger laufen lassen, um den Feldberg damit auch verkehrstechnisch zu entlasten. Das wurde allerdings von der Aufsichtsbehörde nicht genehmigt“, erinnert sich der Geschäftsführer der Feldbergbahnen, Julian Probst.

Grüne Festtage sind für Liftbetreiber ein Problem: „Wenn an Weihnachten oder in den Ferienzeiten kein Schnee liegt, ist das für uns als Liftbetreiber der Worst Case – denn für die Feldbergregion gibt es derzeit zum Ski- und Wintertourismus keine wirtschaftlich annähernd gleichwertige Alternative“, sagt Probst. Ein Beispiel, wie das touristische Angebot außerhalb der Skisaison erweitert werden könne, sei die Kugelbahn an der Seebuck-Talstation. Noch gelte aber: „Mit effizienter Beschneiung und Schneemanagement versuchen wir, den Worst Case gar nicht erst eintreten zu lassen.“

Klettern wurde zum typischen „Albwintersport“

Auch Heiko Fahrner von den Skiliften in Unterstmatt im Nordschwarzwald sagt: „Wenn die Winter weiterhin ausbleiben, muss man sich schon seine Gedanken machen. Aber so schnell lassen wir uns nicht unterkriegen.“ Es habe schon immer gute und schlechte Winter gegeben.

Auf der Schwäbischen Alb ist man schneetechnisch ohnehin nicht verwöhnt. „Aus diesem Grund hat sich die Region, insbesondere für Übernachtungsgäste, nie zu einer klassischen Schneesportregion entwickelt. Die Loipen und kleinen Lifte werden in erster Linie von Einheimischen und Tagesgästen frequentiert“, sagt Louis Schumann, der Geschäftsführer Schwäbische Alb Tourismusverband. „Die wichtigste Outdoorsportaktivität unserer Gäste im Winter ist Wandern, egal ob mit Schnee oder ohne.“ Ein typischer „Albwintersport“ sei auch das Klettern. Hotspots seien neben vielen Kletterhallen das Blautal, das Obere Donautal und das Lenninger Tal.

Wellness statt Skifahren

Gäste kommen dem baden-württembergischen Tourismus-Marketing-Verband zufolge im Winter nach Baden-Württemberg um Wellness zu genießen, Winterwanderungen zu machen, kulturelle Einrichtungen zu besuchen oder das kulinarische Angebot zu entdecken. „Baden-Württemberg ist mit dieser Breite des Angebots weniger abhängig vom Schnee als klassische Wintersportdestinationen“, meint Sprecher Knauer.

In der Zeit zwischen den Jahren lassen viele Orte alte Geschichten und Brauchtum wieder aufleben, mit Fackel- und Kerzenglanz. So gibt es in Oberschwaben auf Schloss Waldburg einen mittelalterlichen Wintermarkt, in Bad Herrenalb (Kreis Calw) eine mystische Raunachtwanderung, auf dem Kaiserberg Hohenstaufen bei Göppingen Abendtouren und im Heilbronner Land den „Berg on Fire“ auf dem Heuchelberg. Auch Silvesterritte wie in Westhausen bei Aalen auf der Ostalb erinnern an alte Traditionen.