Die Polizei hat nach den Ausschreitungen am Rande des VfB-Spiels gegen Berlin eine Ermittlungsgruppe eingerichtet. Innenminister Reinhold Gall erwägt Stadionverbote für die Randalierer – der VfB Stuttgart schweigt.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Polizei reagiert auf die Ausschreitungen am Rande des VfB-Spiels gegen Hertha BSC Berlin. Bei der Kriminalpolizei ist eine zehnköpfige Ermittlungsgruppe namens „Bahnhof“ eingerichtet worden, die die Ereignisse vom Freitagabend untersuchen soll, in deren Verlauf sich ein von sogenannten Fans angegriffener Polizeibeamter nur noch dadurch zu helfen wusste, dass er Warnschüsse abgab. Bei dem Einsatz waren insgesamt 16 Beamte verletzt worden. Eine Bilanz, die Polizeipräsident Franz Lutz auch drei Tage danach noch deutliche Worte finden lässt: „Das war ein aggressiver Mob, wie es ihn seit Jahren in Stuttgart nicht mehr gab, ein Mob, den wir zur Verantwortung ziehen müssen.“ Auch Innenminister Reinhold Gall (SPD) zeigte sich betroffen und will Strafen bis hin zu einem lebenslangen Stadionverbot für die Randalierer nicht ausschließen. Dem Südwestrundfunk sagte Gall: „Damit bin ich sofort einverstanden. Ich bin sehr dafür, dass die Vereine drakonische Strafen verhängen und dass die Zusammenarbeit mit der Justiz noch verbessert wird.“

 

Die verletzten Beamten erholen sich

Trauriger Höhepunkt der Ausschreitungen am Freitagabend war eine Szene an der Eisenbahnstraße, wo zwei Polizeihundeführer sich gut 80 Vermummten gegenüber sahen, die die Beamten angriffen. Die beiden 34 und 44 Jahre alten Polizisten wurden verletzt. Einer davon musste eine Platzwunde am Kopf im Krankenhaus behandeln lassen. Den beiden Beamten gehe es den Umständen entsprechend gut, sie könnten ihren Dienst alsbald wieder antreten, teilte die Polizei am Montag mit. Gegen die Angreifer wird nun wegen gefährlicher Körperverletzung und Landfriedensbruchs ermittelt. „Es ist unfassbar, was unsere Kollegen erleben mussten“, sagte Polizeipräsident Lutz.

Von der Attacke der Fans, nach Polizeiangaben „mutmaßlich Anhänger der Stuttgarter Mannschaft“, gebe es Videoaufnahmen. Zudem haben Kriminaltechniker noch in der Nacht auf Samstag Spuren gesichert. Diese auszuwerten wie auch das Sichten von Video- und Bildmaterial gehört zu den Aufgaben der eingesetzten Ermittlungsgruppe. Die Polizei wertet die Videoaufnahme der Eskalation an der Eisenbahnstraße als wichtiges Beweismittel.

Die Polizei hatte am Freitagabend gut 500 Beamte aufgeboten, um die einzelnen Fangruppen auseinanderzuhalten. Unterstützt wurden sie durch die Reiterstaffel mit insgesamt zehn Tieren. Eines der Pferde bewarfen die Chaoten mit einem Mülleimer. Das Tier erlitt blutende Wunden an den Vorderläufen und ist bis auf weiteres nicht mehr einsetzbar.

Gewerkschaft: Grenzen überschritten

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht in den Ereignissen vom späten Freitagabend einen Grad an Eskalation erreicht, der durch nichts mehr zu rechtfertigen sei. Der GdP-Landesvorsitzende Rüdiger Seidenspinner sagte, „dass sich die Vereine und Fanvereinigungen hier klar und deutlich von diesen Straftätern distanzieren“ müssten. Diese Forderung verhallte beim VfB Stuttgart zunächst ungehört. Der Fußball-Bundesligist aus Bad Cannstatt wollte sich am Montag auf Anfrage nicht zu den Vorgängen äußern und verwies auf die laufenden Ermittlungen.