Die Proteste gegen eine Bahntrasse in Italien eskalieren. Am Sonntag kam es zu heftigen Ausschreitungen zwischen Polizei und Demonstranten.

Turin - Die Proteste gegen eine Hochgeschwindigkeitstrasse im Norden Italiens eskalieren. Zum zweiten Mal binnen weniger Tage kam es am Sonntag bei einer Demonstration gegen das Milliardenprojekt der Bahn zu heftigen Zusammenstößen zwischen Teilnehmern und Polizei. Mindestens 188 Beamte, mehrere Demonstranten und ein Bauarbeiter seien dabei verletzt worden, teilte die Polizei am Abend mit. Mindestens fünf Menschen wurden den Angaben zufolge festgenommen. Am vergangenen Montag waren fast 30 Menschen bei Zusammenstößen verletzt worden, darunter 25 Polizisten.

 

Rund 6000 Menschen demonstrierten am Sonntag zunächst friedlich an der Baustelle eines Tunnels für die Schnellstrecke im Val die Susa in der Nähe von Turin. Im Verlaufe des Protestes kam es dann an mehreren Stellen zu Zusammenstößen. Die Demonstranten warfen den Angaben zufolge Steine und Feuerwerkskörper auf die Beamten. Die Sicherheitskräfte setzten demnach Tränengas ein, um die Menge zu zerstreuen. Einigen Teilnehmern sei es gelungen, die Bauzäune zu überwinden, teilte die Polizei mit. Viele Demonstranten, die in die Zusammenstöße verwickelt gewesen seien, hätten den Protest für Gewalt ausgenutzt.

Mehrere Teilnehmer seien aus dem Ausland angereist. Italiens Präsident Giorgio Napolitano verurteilte die Gewalt gegen die Sicherheitskräfte und erklärte, es werde nicht zugelassen, dass gewalttätige Teilnehmer die Proteste infiltrierten. Die Bewohner des Alpen-Tales wehren sich mit allem Nachdruck gegen das 15 Milliarden Euro teure Projekt, das aus ihrer Sicht der Umwelt schadet und die Landschaft verschandelt. Dabei werden sie zunehmend von überregionalen Gruppen unterstützt. Die Bandbreite reicht dabei von Anarchisten bis zu Katholiken. Die Trasse wird für eine Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen Italien und Frankreich gebaut und zum Teil mit EU-Geld finanziert.