Olympia Samara, gebürtig aus Thessaloniki, baut in den Steillagen von Roßwag den typisch württembergischen Lemberger an. Sie erklärt, was sie an der Landschaft und an der schwäbischen Provinz fasziniert.
Vaihingen/Enz - Flink wie eine Gams klettert Olympia Samara über die Steintreppen, bis sie eins, zwei aus dem Sichtfeld verschwunden ist. Mit ihrem großen Hut, der Sonnenbrille und dem weißen Sommerkleidchen wirkt sie auf den ersten Blick wie eine Touristin, doch so unerschrocken, wie sie die Steillagen hinunterspringt, ist klar: Die kennt jeden Stein. Hier, in der Roßwager Halde, ist quasi ihr Büro.
In einer der prächtigsten Steillagen der Region betreiben Olympia Samara und ihr Ehemann Hannes Hoffmann Weinbau. Wohin andere zum Spazieren und Radeln kommen, pflegen sie in Handarbeit vor allem Lemberger-, aber auch Riesling- und Pinot-Noir-Reben. Eine Knochenarbeit, jeden Tag. Doch bei Olympia Samara klingt es irgendwie nach Wellness, wenn sie strahlend sagt: „Ich finde, es ist der gesündeste Job für Kopf und Körper.“
Zumindest den ersten Aspekt glaubt man sofort. Der Blick von der Roßwager Halde über die Enzschlinge ist atemberaubend.
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Der Panoramaweg schlängelt sich an der Kante der Steillagen entlang und bietet eine spektakuläre Sicht auf den urigen Weinort Roßwag, einen Vaihinger Stadtteil. An mehreren Stellen sind Berg und Tal über Stäffele verbunden. Eine einzigartige Kulturlandschaft, für deren Erhalt viel getan wird. Hunderttausende fließen seit Jahren in die Restaurierung und Konservierung der Trockenmauern. Auch Olympia Samara ist von der Landschaft angetan: „Mein Mann sagt immer: Wir sind die Toskana Deutschlands. Es wirkt schon mediterran.“
Die Liebe führte Olympia Samara in die schwäbische Pampa
Eine interessante Einschätzung, wenn man weiß: Olympia Samara ist Griechin. Sie stammt aus der Hafenstadt Thessaloniki, einer Metropole mit mehr als einer Million Einwohner. In die schwäbische Pampa geführt hat sie die Liebe. Der Gatte: Urschwabe. Kennengelernt hat die Tochter eines griechischen Wein-Exporteurs ihren Hannes an der Universität. Beide haben Weinbau und Önologie studiert, tingelten danach drei Jahre lang durch die Welt, sammelten auf Weingütern in Kalifornien, Italien, Frankreich und Österreich Erfahrungen, bis schließlich die Entscheidung fiel: Wir machen unser eigenes Ding. Seit Ende 2013 lebt und arbeitet das Paar in Roßwag, bewirtschaftet 2,5 Hektar Fläche, die Hälfte davon terrassiert. Angebaut wird Demeter-zertifiziert – und das sieht man den Flächen auch an.
Während bei Nachbars die Reben geschniegelt in Reih und Glied stehen, wuchern auf den Flächen von Roterfaden Disteln, Wildblumen und Gestrüpp. Die 29-Jährige lacht laut. „Wir sind die verrückten Ökos.“ Anfangs hätten die Einheimischen die junge Ausländerin im Wengert kritisch beäugt, die mit Inbrunst eine schwere Arbeit verrichtet, die heute kaum noch einer machen will. Bis sich alsbald die Nachbarn bei den Schwiegergroßeltern meldeten. „So a nett’s Mädle. Und die koa au schaffa!“
Der Ritterschlag.
Der Kulturschock ist längst überwunden
Seither ist Olympia Samara offiziell Roßwagerin. Ihren Kulturschock hat die Frau aus Thessaloniki längst überwunden. Heute wohnt ihr Glück im 1200-Seelen-Dorf. Mit dem Familienhund lebt das Paar etwas außerhalb, die beiden bauen Gemüse und Obst an, wollen sich Hühner zulegen. Natur und Natürlichkeit atmet Olympia Samara in Roßwag an jeder Ecke. Unten freut sie sich an den Fachwerkhäuschen, oben an Eidechsen, Hasen, Schmetterlingen, Libellen und lautlos kreisenden Greifvögeln, an den Rosenstöcken und Wildkräutern, die zwischen den Wengerterhäusle wachsen.
Olympia Samara sitzt an einem kapitalen Steintisch, einem Geheim-Vespertipp am östlichen Ende der Halde mitten im Hang, lässt die Beine baumeln und den Blick über die für sie heimische und doch exotische Landschaft schweifen. Über Wälder, Felder und die schwäbische Dörflichkeit. Hier fühle sie, dass sie nur ein kleiner Teil der großen Welt sei, „das finde ich beruhigend“. Sie kichert. „Ich komme aus der Großstadt, ich hätte nie gedacht, dass ich einmal täglich auf dem Traktor sitzen würde“, sagt sie und dann: „Das Leben hier macht mich vollständig.“
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