Im Leinfelder Haus präsentiert der Kulturförderkreis in den kommenden Wochen filigrane Schiffsmodelle.

Leinfelden - In Leinfelden-Echterdingen wäre es wegen des Flughafens eigentlich naheliegend gewesen, Flugzeuge zu zeigen. Doch das sieht Ulrich Marschall anders. Dem Rentner haben es die Schiffe angetan. Egal, ob Mississippidampfer oder das britische Marineschiff Victory – der leidenschaftliche Schiffsbauer traut sich an alles im Kleinformat heran.

 

„Die Idee für die besondere Freizeitbeschäftigung entstand aus Langeweile“, erzählt Marschall. Während einer Kur vor einigen Jahren riet man dem Musberger, sich ein passendes Hobby fürs Alter zu suchen. Gesagt, getan. Auf der Suche nach einer geeigneten Beschäftigung war allerdings eines von Anfang an klar: es musste etwas mit Holz zu tun haben.

Warum es dann aber gerade die Schiffe geworden sind, kann sich Ulrich Marschall selbst nicht so ganz erklären. Die Landratte verbindet entgegen aller Erwartungen nichts mit Segelschiffen und auch nichts mit der Seefahrt. Vielmehr ist es der geschichtliche Hintergrund, der ihn an den alten Booten reizt. „Es muss die Vielfalt der Schiffe gewesen sein“, sagt Marschall. „Für mich sind es keine Spielzeuge, jedes Schiff hat seine eigene Vergangenheit und Geschichte.“ Das Hobby wurde für den Modellbauer schnell mehr als nur eine reine Freizeitbeschäftigung. Es war auch ein rettender Anker und ein Ruhepol in schwierigen Zeiten.

Modellbau seit zehn Jahren

Insgesamt fünfzehn Windjammer zählt der ehemalige Hobby-Skispringer mittlerweile zu seinen eigenen Kunstwerken. Mit dem Frachtschiff „Karl und Marie“ begann Ende des Jahres 2003 die Modellbauerei. Nach jedem weiteren Schiff suchte Ulrich Marschall auch nach neuen Herausforderungen. In seiner eigenen kleinen Werkstatt wurden deshalb nicht nur größere, sondern auch immer kompliziertere Konstruktionen gebaut.

Als Vorlage verwendet Marschall alte Baupläne, manchmal auch komplette Bausätze. „Die können allerdings auch mal 500 Euro kosten“, erzählt er. Am liebsten ist er deshalb selbst der Kapitän und fertigt die Schiffe unter seinem eigenen Kommando an. Einen Plan braucht er hier natürlich auch, aber die einzelnen Bauteile werden eins zu eins abgemessen und selbst in der Werkstatt zugesägt. Welches Holz er verwendet, kommt ganz darauf an, wie das Schiff später aussehen soll. Von Buche bis Nussbaum ist alles dabei. „Das Material findet sich in jedem Baumarkt oder Bastelladen“, sagt Marschall.

Von Berufs wegen fingerfertig

Für das Anfertigen der Schiffe ist aber nicht nur Fingerfertigkeit, sondern auch räumliches Denken und die nötige Geduld gefragt. „Man muss aufpassen, dass man nicht zu schnell weiterarbeitet, weil man gar nicht mehr abwarten kann, wie das fertige Schiff aussieht“, erklärt Marschall. Fingerfertigkeit hat der ehrgeizige Modellbauer schon in seinem früheren Beruf als Maschinenbaumechaniker beweisen müssen. Was die Technik für die Schiffsmodelle angeht, hat sich Marschall jedoch alles selbst beigebracht.

Auf die Modelle ist auch Michael Kuprianoff aufmerksam geworden. Der Vorsitzende des Kultur-Förderkreises Leinfelden schlug Marschall deshalb eine Ausstellung im Leinfelder Haus vor. Dreizehn Schiffe sind dort an den nächsten Wochenenden zu sehen. Für die Ausstellung ist die ganze Familie von Ulrich Marschall aktiv. Zusammen mit seiner Frau und seinen Töchtern hat er die Schiffe in das Heimatmuseum transportiert. Weil das Hobby nicht nur Spaß macht, sondern auch erfolgreich ist, hat Marschall schon das nächste Projekt in Planung. „Ich möchte ein Schiff ganz in Messing anfertigen“, blickt er tatendurstig in die Zukunft.

Seit 20 Jahren ein Heimatmuseum

Leinfelder Haus Das Leinfelder Haus ist 1570 als Bauernhaus gebaut worden. Seit der Sanierung im Jahr 1993 befindet sich dort ein Heimatmuseum. Der Kultur-Förderkreis Leinfelden und der Wander- und Heimatverein Leinfelden betreuen das zweistöckige Fachwerkhaus. Neben einer Dauerausstellung von alten gesammelten Kunstgütern finden jährlich auch mehrere Ausstellungen zu wechselnden Themen statt.

„Nostalgische Windjammer“ Die Ausstellung der Modellschiffe von Ulrich Marschall eröffnet am Freitag, 8. März, um 19 Uhr im Leinfelder Haus. An den Samstagen in der Zeit vom 9. März bis einschließlich 6. April können die Modelle von 14 bis 18 Uhr betrachtet und gekauft werden. Der Eintritt ist frei. saw