Die Schau mit den Porträts von Flüchtlingskindern ist bis zum 10. April in der Johanneskirche am Feuersee zu sehen.

S-West - Ein kleines Mädchen kauert in der Hocke vor einer Mauer, ihr Blick geht am Betrachter vorbei zum Boden. Auf ihrer Stirn prangt eine schlecht verheilte Wunde. Ein Granatsplitter hat das Kindergesicht entstellt. Zahra ist acht Jahre alt und kommt aus Syrien. Die große Porträtaufnahme hängt in luftiger Höhe in der Johanneskirche am Feuersee. Gemeinsam mit Zeichnungen von syrischen Flüchtlingskindern bilden die Porträtfotos eine Ausstellung, die seit dem gestrigen Sonntag zu besichtigen ist.

 

Die Fotos stammen von Sebastian Philipp, der mit einem Team der österreichischen Caritas verschiedene Flüchtlingsunterkünfte im Libanon besucht hat. „Wir wollten Kinder fotografieren, denn sie symbolisieren wie nichts anderes die Zukunft“, sagt der freie Fotograf. In acht verschiedenen Lagern war er mit den Helfern unterwegs, „insgesamt gibt es im Libanon ungefähr 1700 solcher Unterbringungen“.

Auf den Fotos sind viele lachende Kinder zu sehen

Die ausgestellten Fotos sind in umfunktionierten Gewächshäusern, einem ehemaligen Einkaufszentrum und in Rohbauten entstanden. Mit Leben gefüllt werden diese Räume durch die Kinder. Auf vielen Fotos sind sie fröhlich und lachend zu sehen. „Das soll aber keine Schönwetterfotografie sein“, sagt Philipp. Vielmehr spiegele sich die Kraft und Lebensfreude wider, welche die Kinder an den Tag legten.

Die in den Seitenschiffen ausgestellten Zeichnungen stehen im Kontrast dazu. Sie zeigen fallende Bomben, blutende Menschen und Gräber. Unter einer Zeichnung steht: „Am schlimmsten ist es, wenn man seinen Bruder verliert.“ Die Zeichnerin ist 13 Jahre alt. Die jungen Künstler haben noch kein Flüchtlingslager erreicht. Sie leben als Binnenvertriebene in Syrien, wo sie von der Caritas betreut werden.

Dass die Ausstellung in der Johanneskirche zu sehen ist, empfindet Pfarrer Heinrich Schmid als passend. Die Kirche sei nach dem Weltkrieg nicht mehr vollständig aufgebaut worden, „sie zeigt immer noch alte sichtbare Narben und ist dadurch ein Mahnmal gegen den Krieg“, sagt Schmid. Die Idee für die Ausstellung hatte Hans Batschauer, der im Kirchengemeinderat unter anderem die Themen Asylarbeit sowie Kirche und Kultur betreut, beteiligt haben sich neben der Johannesgemeinde und der Caritas auch Refugio Stuttgart und das Evangelische Asylpfarramt.

Der Fotograf Philipp möchte den Besuchern der Ausstellung vor Augen führen, dass jeder Flüchtling ein Individuum ist. „Ich finde es furchtbar, immer nur diese großen Zahlen und Ausdrücke wie Flüchtlingswelle zu hören. Es geht hier um Menschen“, sagt er. Es gebe nichts Schlimmeres, als vor dem Leid in die Knie zu gehen und aufzugeben. „Man kann immer etwas tun, und jede Hilfe macht einen Riesenunterschied für einzelne Personen“, sagt Philipp. Ein Beispiel dafür ist die kleine Zahra. Durch die Unterstützung der Caritas konnte der Granatsplitter aus ihrem Gesicht herausoperiert werden.