Mutbürger waren schon immer unter uns: Das Stadtarchiv Stuttgart zeigt die Ausstellung „Kessel unter Druck“ – und weitet die Perspektive weit über Stuttgart 21 hinaus.

Manteldesk: Mirko Weber (miw)

Stuttgart - „Proteste“: Mit diesem Wort ist ein Zweispalter in der Stuttgarter Zeitung von Mitte Juli 1959 überschrieben. Es geht um ein außerordentliches Treffen der Fachschaft Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart. Auf der Tagesordnung steht die geplante Demontage des von Erich Mendelssohn 1928 gebauten Kaufhauses Schocken, nunmehr Merkur, in der Eberhardstraße. Der jüdische Unternehmer Schocken war – Petra Ralle hat das in ihrem Buch „Konsequenz Abriss. Das (un-)vermeidbare Ende des Kaufhauses Schocken“ lückenlos dargestellt – von den Nazis enteignet worden, hatte in der Nachkriegszeit den Besitz zurückbekommen und 1953 seine Anteile an den sogenannten Düsseldorfer Kaufhauskönig Helmut Horten verkauft, der den Abbruch forcierte.