Der Historische Verein hat die Sonderausstellung in diesem Jahr dem Wandel gewidmet. Am 21. Januar ist sie nochmals im Museum in der Zehntscheuer zu sehen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Burgstetten - Der Wandel der Zeit ist selten so rasant vonstatten gegangen wie seit der Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Allerorten kann man noch Zeugnisse einer Gesellschaft finden, die der unseren zwar sehr ähnlich ist, aber auch grundlegend verschieden war. Das zeigt sich nicht nur im technischen Wandel, sondern auch im Denken. So war es 1871 ganz selbstverständlich, die heimgekehrten Soldaten aus dem deutsch-französischen Krieg mit großen Tafeln zu ehren.

 

Das Amtsblatt ersetzte den Ausrufer

„Man wollte zeigen, wer im Krieg war und wer heimgekehrt war“, sagt Hans-Joachim Elzmann vom Historischen Verein Erbstetten, der in seiner diesjährigen Sonderausstellung „Leben ist Veränderung“ eine solche Ehrentafel ausstellt. 150 Jahre Leben in dem Teilort Burgstettens bildet die Ausstellung ab. Wie immer sind viele Leihgaben von Einwohner unter den Ausstellungsstücken. „Wir rufen immer im November im Amtsblatt auf. Das meiste kommt dann zwischen Weihnachten und Neujahr zu uns“, sagt Elzmann, den alle Jochen nennen. „Wir haben bis heute Morgen noch an den letzten Details gearbeitet“, sagt der Vorstand des Vereins, der zum elften Mal am Dreikönigstag zum Besuch des Museums in der Zehntscheuer einlud.

Apropos Amtsblatt: bis 1962 war noch der Amtsbüttel unterwegs und rief die amtlichen Bekanntmachungen im Flecken aus. Die Schelle und vor allem die Bücher des Büttels sind in der Ausstellung zu sehen. Da die Bekanntmachungen immer zahlreicher wurden, rief die Gemeinde ein Amtsblatt ins Leben. „Hier bin ich jetzt der Büttel“, sagt Jochen Elzmann schmunzelnd, schwingt die Schelle und trägt zum Amüsement der vielen Besucher eine der Bekanntmachungen vor.

Vor dem Feldschützen war keiner sicher

Auch die Notizbücher der Feldschützen sind erhalten. Dieser hat akkurat in schönster Sütterlinschrift festgehalten, wen er auf seinen Runden angezeigt hat und warum. Damit Besucher, die dieser Schrift nicht mehr mächtig sind, einen Eindruck bekommen, haben Mitglieder des Vereins einzelne Passagen übertragen. So sind nicht nur Menschen „viel Schaden gelaufen“, wie man das unerlaubte Betreten von Wiesen nannte. „Es wurde von Hand gemäht. Das Gras durfte deshalb nicht runtergetrampelt werden.“ Nicht einmal von Gänsen, die ihrem Besitzer ausgebüxt waren und dem Feldschützen vor die Flinte watschelten. „Der hat sie abgeschossen.“ Und dem Eigentümer darüber hinaus eine Anzeige verpasst. Besonders beliebt muss der fleißige Feldschütz nicht gewesen sein.

Werbung mit gewaltigen Kohlköpfen

Gleich nebenan geht es um die Landwirtschaft und wie sich diese in den vergangenen 150 Jahren gewandelt hat. Da sind alte Fotografien zu sehen, auf denen ganze Familien beim Ernteeinsatz zu sehen sind. Darunter zeigt das nächste Foto einen Mähdrescher, der die Arbeit der ganzen Schar übernommen hat. Heute ist die Landwirtschaft von Maschineneinsatz geprägt. Was allerdings damals schon beworben wurde, ist Kunstdünger. Ein Plakat verspricht anhand riesiger Kohlköpfe den Erfolg des Einsatzes eines Düngers.

Noch gar nicht so lange her sind die Pläne für eine Autobahn von Kirchheim Teck nach Mundelsheim. „Sie wäre direkt an Burgstetten vorbei gegangen“, sagt Jochen Elzmann und zeigt auf einen ausgestellten Plan. „Bei dieser Variante würde die Autobahn direkt über mein Haus verlaufen“, sagt er. Die Pläne wurden allerdings zu Beginn der 70er-Jahre auf Eis gelegt. Stattdessen wurde die B 14 ausgebaut.