Allison McPhee lebte lange in Herrenberg und arbeitete in Stuttgart – nun erklärt die Lehrerin, wie die Affäre Novak Djokovic die Menschen bei ihr in Australien bewegt hat.

Stuttgart/Scone - Allison McPhee (49) lebte 15 Jahre in Deutschland, sie hat in Mannheim studiert, an der Internationalen Schule in Stuttgart Mathematik unterrichtet, in Herrenberg gewohnt. Im Juli 2017 zog sie aus familiären Gründen zurück in ihre australische Heimat, nach Scone in New South Wales. Von dort hat sie den Fall Djokovic aufmerksam verfolgt – und gibt einen Einblick in die Sichtweise vieler Australier.

 

Frau McPhee, Novak Djokovic wurde ausgewiesen, er darf die Australian Open nicht spielen. Zu Recht?

Ich bin froh, dass er weggeschickt wurde.

Warum?

Wir haben in Australien eine Impfquote von weit über 90 Prozent, Melbourne ist weltweit die Stadt mit dem längsten Lockdown. Viele Australier haben es als absolute Frechheit und große Enttäuschung empfunden, dass er dachte, er könnte als Ungeimpfter bei uns einreisen und ein Turnier spielen. Dabei wäre die Lösung einfach gewesen: Er hätte sich nur impfen lassen müssen, so wie es fast alle anderen Tennisprofis auch gemacht haben.

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Er hatte eine Ausnahmegenehmigung in der Tasche.

Aber er wusste um die Regeln und unsere Gesetze, die für alle gelten, wenn sie nach Australien einreisen wollen. Wir können doch auch nicht nach Serbien fliegen und dort auf der linken Seite Auto fahren.

Sie klingen ziemlich verärgert.

Viele Australier sind angepisst. Bei uns gibt es sehr viele Leute, die in der Coronapandemie ihre Arbeit verloren haben oder eine längere Zeit nicht arbeiten konnten. Und dann kommt ein Tennismillionär, der glaubt, unsere Gesetze missachten zu können. Das hat die ganz große Mehrheit bei uns nicht verstanden. Dazu kam, dass er offenbar falsche Papiere vorgelegt und unsere Gesellschaft angelogen hat. Das war respektlos. Ein großer Witz!

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Gelacht haben die wenigsten.

Das stimmt. Wissen Sie, es gibt bei uns kaum jemanden, für den die Coronapandemie nicht auch persönliche Folgen hatte. Wir leben zwar auf einer Insel, konnten das Virus besser kontrollieren als viele andere Länder – aber eben nur mit ganz harten, strikt zu befolgenden Regeln.

Sind Sie geimpft?

Selbstverständlich. Seit November 2021 gilt für Lehrerinnen und Lehrer, wie für viele andere Berufsgruppen, eine Impfpflicht. Ich könnte nicht unterrichten, wenn ich nicht geimpft wäre. Umso weniger kann ich nachvollziehen, dass Novak Djokovic dachte, unsere Gesetze würden für ihn nicht gelten. Es ist gut, dass sein Fall nun auf diese Art und Weise geregelt wurde.