Die Autorin wird für ihren Roman „Das Ungeheuer“ mit der populärsten deutschen Literaturauszeichnung belohnt. Die Konkurrenz sei sehr stark gewesen, sagte die 42-Jährige bei der Preisverleihung.

Kultur: Tim Schleider (schl)

Solche Geschichten gibt’s, zuhauf. Ingenieur gewesen, Job verloren, Frau verloren, auf der Straße gelandet“ – so lapidar führt die 42-jährige Autorin Terézia Mora den Leser ein in ihr jüngstes Buch „Das Ungeheuer“. Aber so gut und so dicht erzählte deutschsprachige Romane wie diesen gibt es dann eben doch nicht „zuhauf“. Und deswegen wurde das 688-Seiten-Werk der Schriftstellerin (erschienen im Luchterhand Verlag) am Montag in Frankfurt mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Mora sagte bei der Preisverleihung, sie habe in einem starken Jahr gewonnen. Alle Romane der Shortlist seien hervorragend gewesen.

 

Eine siebenköpfige Fachjury sucht Jahr um Jahr im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels nach dem „besten deutschsprachigen Roman“ der Saison, zeichnet ihn aus mit 25 000 Euro, versieht ihn aber vor allem mit dem Titel „Deutscher Buchpreis“, was dem Preisträger bisher noch in jedem Fall in den dann anstehenden Wochen des Weihnachtsgeschäftes zu einem Spitzenplatz in den Verkaufslisten verholfen hat. Deshalb ist der Preis am Vorabend der Frankfurter Buchmesse so wichtig – für den Preisträger, für seinen Verlag, für die Buchhändler überhaupt.

Eine spannende Reise durch Europas Befindlichkeiten

Nach Meinung des StZ-Kritikers Rolf Spinnler hat die Jury übrigens sehr zu Recht entschieden: Seine Rezension des „Ungeheuers“ erschien in der StZ-Kultur vom 2. Oktober und würdigte den Roman als eine spannende „Reise durch die aktuellen politischen Befindlichkeiten in Europa“. Der Held Darius Kopp, ein arbeits- und erfolgloser IT-Manager, steckt in tiefer Existenzkrise: Seine Frau hat sich unlängst umgebracht; mit ihrer Asche in einer Urne setzt er sich ins Auto und reist gen Süden, von Berlin bis nach Georgien und Armenien, um seine Depression zu überwinden. „Man kann diese Tour durch den wilden Osten auf mehreren Ebenen lesen“, meint Spinnler: „Als Trauerarbeit um die verstorbene Frau, als Prozess einer Selbstvergewisserung und als Reise durch die postkommunistischen Gesellschaften Südosteuropas.“

Terézia Mora ist prädestiniert für solche Geschichten. Sie wurde 1971 im ungarischen Sopron geboren, lebt seit 1990 in Berlin und wurde unter anderem bereits mit dem Würth-Literaturpreis, dem Ingeborg-Bachmann- und dem Chamisso-Preis geehrt. Ihre Geschichten holt sie sich im Hier und Jetzt und macht sie durch ihre ironischen Brechungen und poetischen Bilder zu Kunstwerken. Mit dem Deutschen Buchpreis dürfte sie nun endgültig einem großen Lesepublikum bekannt werden – und man darf schon jetzt sagen: Die Jury hat aus dem Kreis der Autoren dieses Landes zweifellos eine Würdige bedacht.