Das Land Baden-Württemberg ehrt den Künstler Elger Esser für seine Arbeiten an der Grenze zwischen Fotografie und Malerei.

Stuttgart - Ein größerer Gegensatz lässt sich kaum denken: Nachdem der 2014 erstmals verliehene Große Staatspreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg an die ins Skulpturale ausgreifenden Farbexplosionen von Katharina Grosse gegangen war, erhält als Preisträger 2016 nun Elger Esser die nach Oskar Schlemmer benannte Auszeichnung. Essers großformatige Fotoarbeiten waren in Stuttgart 2009 unter dem Titel „Eigenzeit“ in einer eindrücklichen Schau des Kunstmuseums zu sehen – entrückte, träumerische Landschaften jenseits des Dokumentarischen, die wie ausgebleicht wirken.

 

„Mit der Auszeichnung setzen wir einen starken Akzent in der Förderung der Gegenwartskunst und ehren einen Künstler, der die Grenze zwischen Fotografie und Malerei zum Fließen bringt“, sagte Kunststaatssekretär Jürgen Walter, der den zweiten Schlemmer-Preisträger am Freitag bekanntgab. Voraussetzung für die mit 25 000 Euro dotierte Ehrung ist nicht etwa ein möglichst schlemmereskes Oeuvre, das machten auch schon Katharina Grosses Arbeiten deutlich. Einen „Landesbezug“ muss aber schon mitbringen, wer sich für den Lorbeer qualifizieren will. Diesen kann der in Düsseldorf lebende Esser leicht nachweisen: 1967 kam er in Stuttgart als Sohn des Schriftstellers und Verfassers des kultigen „Ostend-Romans“ Manfred Esser zur Welt. Aufgewachsen ist Esser jun. dann allerdings in Rom. In Düsseldorf hat er in der legendären Foto-Klasse von Bernd Becher studiert, bis es ihn – ein weiterer Landesbezug – vor einigen Jahren, von 2006 bis 2009, ins Badische verschlug: als Professor für Fotografie an der Karlsruher Hochschule für Gestaltung. Die geforderte internationale Anerkennung hat er mit seinem Werk ebenfalls schon gefunden. Seine Werke hängen in zahlreichen Museen und Kunstsammlungen wie dem Guggenheim Museum und dem Metropolitan Museum in New York, dem Stedelijk Museum in Amsterdam und in der Städtischen Galerie im Münchner Lenbachhaus.

Gewählt wird der Preisträger von einer Jury

Bewerben kann man sich für den Schlemmerpreis gleichwohl nicht. Es bleibt einer vom Kunstministerium einberufenen Jury überlassen, den Preisträger zu küren. Neben dem Vorsitzenden Jürgen Walter gehörten ihr diesmal die Direktoren der Staatlichen Kunsthallen Karlsruhe und Baden-Baden sowie der Staatsgalerie Stuttgart und der Stuttgarter Kunstakademie wie auch die Journalistin Julia Voss von der FAZ und der Galerist Kuno Schlichtenmaier an. Zur Begründung ihrer Wahl schreibt die Jury, Esser arbeite „stark konzeptuell, aber seine teilweise grobkörnigen fotografischen Veduten, seine Schiffswracks und seine Architektur- und Landschaftsaufnahmen faszinieren aufgrund ihres unbestimmten, zutiefst melancholischen Charakters“. Damit gelinge dem Künstler, mit den Mitteln der Vergangenheit für die Gegenwart relevante Aussagen zu treffen.

Die Preisverleihung findet am 19. Februar 2016 in der Kunsthalle Karlsruhe statt. Mit ihr geht eine Ausstellung des Preisträgers einher, die am selben Tag eröffnet wird.