Die Naju führt nicht nur Kinder und Jugendliche im Ort an die Natur heran, sondern engagiert sich auch in Tansania.

Weil der Stadt - Es war nach dem Besuch ihrer ältesten Tochter in Tansania, diese hatte dort ein Freiwilliges Ökologisches Jahr geleistet, da fasste Anne Mäckelburg, Gründerin und Leiterin der Naturschutzjugend in Weil der Stadt den Entschluss, dem armen Land in Ostafrika zu helfen. „Ich weiß noch, wie angewidert ich war von dem Wohlstand bei uns“, erzählt die Frau, die sich mit einem schlechten Gewissen herumplagte, hat doch auch der Westen mit seiner ausbeuterischen Wirtschaftspolitik Anteil an der Misere in Afrika. Das war vor fast zehn Jahren, und seitdem haben die Naturschützer eine Menge bewegt in und rund um Mang’ula, einem Örtchen im Süden des Landes.

 

Die Naturschutzjugend (Naju) kennt beim Naturschutz keine Grenzen: Neben der üblichen Aktivitäten, die eine Jugendorganisation des Naturschutzbundes Nabu ausmacht, packt die engagierte Gruppe auch in dem ostafrikanischen Land mit an. Gemeinsam mit einem lokalen Verein pflanzten sie Bäume, bauten einen Gemüsegarten, statteten Imker mit allem aus, was für eine Honigbienenhaltung notwendig ist und initiierten den Bau von Fischteichen in den Sumpfgebieten – und das fast komplett auf eigene Kosten. „Damit sollen die Brutgebiete von Stechmücken und die Ausbreitung von Malaria reduziert werden“, erklärt Mäckelburg.

Die Arbeit der Weiler Naturschützer ist wohl einmalig, und so gab es kürzlich im Rahmen der Nabu-Bundesvertreterversammlung in Hannover mit der Lina-Hähnle-Medaille die höchste Auszeichnung des Naturschutzbundes – für „den Einsatz im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung“. Denn das Engagement reicht weit über den Naturschutz hinaus. „Unser Ziel ist es auch, benachteiligte Kinder und Jugendliche mit Projekten zu unterstützen, welche ihre Lebenssituation und Zukunftschancen steigern“, erklärt sie.

Die Begegnung mit den Menschen ist wichtig

Anne Mäckelburg mit der Urkunde. Foto: Bartek Langer
So ermöglichte die Naju den Bau einer kleinen Schule, der „Forest Zone School“, samt Küche und Lehmofen, später kam eine Fahrradwerkstatt dazu, und sie unterstützt ein örtliches Ausbildungszentrum, das Tourguides ausbildet – Mang’ula liegt nämlich am Udzungwa Mountain Nationalpark, der stark von Touristen frequentiert wird. Jedes Jahr geht außerdem ein 40-Zoll-Container nach Tansania – mit Nähmaschinen, Computern und Fahrrädern. Für die Hilfsgüter sucht Mäckelburg übrigens noch einen Abstellplatz. „Es kann eine freie Scheune sein, gerne auch außerhalb“, sagt sie.

Bei der ganzen Sache ist ihr aber nicht nur die Aufbauarbeit in dem ostafrikanischen Land wichtig, auch die Begegnungen der jungen Menschen, die im jährlichen Wechsel in der Keplerstadt und in Mang’ula stattfinden, liegen der Naju-Leiterin am Herzen – daran waren übrigens auch schon Schüler der Merklinger Würmtalschule beteiligt. „Beide Seiten profitieren ganz stark davon, wenn sie in die ihnen fremden Lebenswelten eintauchen können“, ist sie überzeugt.

Sind die Naturschützer nicht in Afrika, bringen sie Kindern und Jugendlichen im Ort die Natur näher: Dann werden Nistkästen gebaut, Hochbeete angelegt, und immer im Frühjahr wird die Kernstadt von Müll befreit. Auch bietet die Naju eine wöchentliche AG in der Grundschule sowie ganztägige Angebote in den Schulferien an. „In diesem Jahr hatten wir erstmals ein Ferienangebot für Flüchtlingskinder“, berichtet Mäckelburg. Dieses wird auch in den kommenden beiden Jahren von der Baden-Württemberg Stiftung gefördert.

Die Weiler Naju gibt es sei 2004

Anne Mäckelburg hat die Naju 2004 in Weil der Stadt gegründet, derzeit besteht sie aus 20 Jugendlichen im Alter von 16 bis 20 Jahren – auch die Kinder der Frau, die seit 1996 in der Keplerstadt lebt, sind dabei und gestalten das Programm mit. Angefangen hatte alles, als sie mit Kindergarten- und Grundschulkindern die Wälder und Wiesen erkundete, dann trat sie dem NABU bei. „Ich hatte das Glück mit Großeltern aufzuwachsen, die einen großen Garten hatten“, sagt die Diplom-Biologin und meint, dass für sie jeder Ausflug ins Grüne wie eine Reise in die eigene Kindheit sei.

Traurig mache sie, dass heute immer weniger Kinder draußen spielten – dabei sei doch das Heckengäu ein wahres Paradies. „Wenn ich in Schulklassen bin, dann gibt es viele, die sich ja nicht ihre Schuhe schmutzig machen wollen“, sagt sie. Der Kontakt mit der Natur sei aber gerade im jungen Alter ungemein wichtig. „Wenn die Kinder eine Woche lang mit dem Moos, den Bäumen und Pflanzen auf Tuchfühlung gehen, entsteht eine Liebe für die Umwelt“, sagt sie und ist sich sicher: „Dann wird ihnen klar, dass jeder Baum lebt. Sie werden zu Freunden, und Freunde muss man beschützen!“