Und die Siegerin ist: Carola Epple aus Esslingen. Beim dritten Female Founders Cup hat die Geschäftsführerin der Lab E GmbH mit ihrer Idee „Virtually There“ die Jury überzeugt und damit das Ticket für das Landesfinale des Wettbewerbs „Start-up BW Elevator Pitch“ am 22. Juli gelöst. Der Preis ist mit 500 Euro dotiert. Das Gründerteam, zu dem ihr Ehemann Frank Schmidt sowie die Yoga- und Meditationslehrerin Kim Gorchs gehören, ist auf Virtual Reality (VR) spezialisiert.
Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland, das einen Gründungswettbewerb für weibliche Start-ups ausrichtet. Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut hob bei der Prämierung die Bedeutung von Start-ups von Frauen für Wirtschaft und Gesellschaft hervor: Ihr Ideenreichtum, ihre Innovationskraft und ihre unternehmerische Empathie würden sie „zu Wegbereiterinnen und wichtigen Triebfedern für einen starken Mittelstand“ machen. „Sie verbinden die unternehmerische Selbstständigkeit mit sozialer Verantwortung und einem bewussten Umgang mit globalen Ressourcen.“
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47 Bewerbungen wurden eingereicht – und damit laut Hoffmeister-Kraut die Erwartungen deutlich übertroffen. Durch eine Jury-Vorauswahl und den Entscheid des Publikums per Online-Voting wurden die Finalistinnen ermittelt. Insgesamt zehn Gründerinnen und von Frauen geführte Start-ups hatten die Gelegenheit, ihre Produkte oder Dienstleitungen vorzustellen. In die Bewertung flossen verschiedene Kriterien ein, zum Beispiel der Kundennutzen, die Marktchancen und die Nachhaltigkeit des Geschäftsmodells.
Drei Minuten für fast drei Jahre Arbeit
In nur drei Minuten die Arbeit von fast drei Jahren zu erklären, und das ganz ohne digitale Medien wie Power-Point-Folien oder Videos, sei gar nicht so einfach gewesen, räumt Carola Epple ein. Doch die Idee ist an sich simpel: „Unsere virtuellen Entspannungsszenarien und Virtual-Reality-Meditationen bringen erholsame Pausen in den Alltag.“ Manchmal muss man das Leben eben durch eine spezielle VR-Brille sehen: Mit dem Hightech-Hilfsmittel gelangt man schnell an einen Wunschort – in die Berge zum Sonnenaufgang oder an einen Sandstrand unter Palmen. „Man kann abends am Lagerfeuer sitzen, am Korallenriff tauchen oder sogar über den Esslinger Weihnachtsmarkt bummeln“, erzählt die Gründerin. Viele der 360-Grad-Videos hätten sie und ihr Mann in den Urlauben aufgenommen, einen großen Teil habe Kim Gorchs beigesteuert, die als „digitale Nomadin“ die Welt bereist. Die VR-Mediathek des Esslinger Unternehmens umfasst inzwischen mehr als 350 Videos.
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Die kleinen Auszeiten sind nicht nur für gestresste Menschen gedacht, die ein paar Minuten Ruhe suchen. Dass sie auch heilsam seien, würden viele wissenschaftliche Studien belegen, betont die Medienwissenschaftlerin. „Ich bin überzeugt, dass virtuelle Welten uns helfen können, Ängste leichter zu überwinden und unseren Alltag lebenswerter zu machen.“ Mit den virtuellen Szenarien unterstützt das Start-up Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und psychologische Coaches dabei, Patienten bei der Angstbewältigung realitätsnah und gezielt zu behandeln. In der Praxis sei es ja oft schwierig und aufwendig, bestimmte Situationen herzustellen, erläutert Carola Epple: Mit dem Patienten ins Flugzeug steigen oder auf der Autobahn fahren? Spinnen oder Schlangen einsetzen? „Virtuelle Situationen lassen sich auf Knopfdruck herstellen, beliebig oft wiederholen und graduell steigern“, zählt sie die Vorteile auf.
Den Female Founders Cup zu gewinnen, bedeute ihr sehr viel, betont Carola Epple. „Es stecken Blut, Schweiß und Tränen in unserem Produkt. Ende November waren wir kurz davor, alles aufzugeben“, gibt die junge Mutter offen zu. Nun gehe man umso motivierter ans Werk. Bis zum Landesfinale will das Team die Idee weiter ausbauen: „Bis Juli wird viel passieren.“