Autobauer wollen vom Know-how junger Unternehmen profitieren und investieren beim Vorstoß in Zukunftsmärkte verstärkt in Start-ups. Dies zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman.

Stuttgart - Um sich für die Geschäftsfelder der Zukunft fit zu machen, investieren die Autobauer weltweit verstärkt in Start-ups. Dies belegt eine Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman. „Weltweit ist die Höhe der Investitionen in den vergangenen vier Jahren exponentiell gestiegen“, erläutert Matthias Bentenrieder, der Partner bei dem Beratungsunternehmen ist. Allein in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres lockten Start-ups im Automobilsektor danach rund 16,3 Milliarden Dollar an, das war etwas mehr als im gesamten Jahr zuvor. Neben Autoherstellern investieren auch IT-Konzerne wie Apple und Investmentbanken in die Mobilitätsbranche.

 

Gründungswelle seit dem Jahr 2000

Der aktuelle Finanzierungsboom folgt nach Angaben der Berater einer Gründungswelle, die seit Anfang des Jahrtausends zu beobachten sei. Seit dem Jahr 2000 seien weltweit mehr als 1000 Unternehmen in der Automobilbranche entstanden. Eine solch hohe Zahl habe es seit den Pionierjahren ab Ende des 19. Jahrhunderts nicht mehr gegeben. Die Automobil-Start-ups lockten weltweit mehr als 50 Milliarden Dollar (46,7 Milliarden Euro) Kapital an. Allerdings entfielen 60 Prozent davon auf nur fünf junge Firmen. Vier davon sind Vermittlungsplattformen für Fahrdienste: Die US-Unternehmen Uber und Lyft, Didi in China und Ola in Indien. Als einziger Vertreter aus dem Bereich grüner Technologien sei der amerikanische Elektroauto-Pionier Tesla in den Top Fünf vertreten.

Deutschland liegt im internationalen Vergleich auf Platz vier

Deutschland liegt bei der Zahl der Neugründungen in der Automobilbranche nach dieser Studie zwar vor Frankreich und Indien, aber hinter China, den USA und Großbritannien. Seit dem Jahr 2011 sicherten sich nach den Untersuchungen des Beratungsunternehmens 127 Start-ups Investitionen in Höhe von 316 Millionen Dollar (295 Millionen Euro). Knapp die Hälfte davon ging in junge Firmen, die Mobilitätsdienste anbieten. Fast die gleiche Summe ging an Gründer im Bereich der grünen Antriebstechnik – dazu zählen beispielsweise Fahrzeuge mit Elektro- und Brennstoffzellenantrieb. Da hier aber weniger Start-ups aktiv sind, erhielten die Gründer im Schnitt viermal so viel Kapital wie die Mobilitätsdienstleister. Bei Öko-Antrieben setzen die Autobauer nach Angaben der Berater bisher vor allem auf ihre eigene Kompetenz bei Forschung und Entwicklung. Die Hürden für Newcomer seien entsprechend hoch.

Daimler will Gründer aus aller Welt nach Stuttgart locken

Dank ihrer Finanzstärke zählen deutsche Autohersteller laut Studie zu den wichtigsten Investoren. So hat Daimler im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Universität Stuttgart und einem US-Investor das Projekt Start-up Autobahn gestartet, das Gründer aus aller Welt nach Stuttgart locken soll. Der Stuttgarter Konzern ist zudem an mehreren Mobilitätsdienstleistern beteiligt, wie etwa dem Taxi-Vermittlungsdienst Mytaxi, dem Fernbusunternehmen Flixbus und dem Berliner Limousinen-Fahrdienst Blacklane. Blacklane und Mytaxi zählen nach den Untersuchungen der Berater zu den fünf deutschen Start-ups im Automobilbereich, die seit 2011 die höchsten Investitionen angezogen haben. Der anfängliche Trend zu Investitionen nach dem Motto „Versuch und Irrtum“ sei inzwischen abgeklungen: „Das Geld wird nicht mehr mit der Gießkanne verteilt“, berichtet Wyman-Partner Bentenrieder.