Daimler, BMW, Porsche, VW und Audi stehen im Verdacht, Absprachen getroffen zu haben. Das haben sie in Einzelfällen gewiss – bei gemeinsamen Töchtern.

Stuttgart - Für mögliche Absprachen unter den großen Autokonzernen Daimler, BMW, Porsche, Audi und VW, die gegenwärtig weit über die Branche hinaus für Aufregung sorgen, hat zumindest teilweise ein rechtlicher Rahmen zur Verfügung gestanden – der mit dem Segen des Bundeskartellamts gebildet wurde. So gründeten die beiden Stuttgarter Unternehmen Daimler und Porsche im Jahr 1995 das Gemeinschaftsunternehmen CTS Car Top Systems mit Sitz in Bietigheim-Bissingen für die Produktion von Cabriodächern. CTS hat Verdecke und Dachmodule für viele Mercedes- und Porsche-Modelle sowie für externe Kunden geliefert, zu denen – mit allerdings lediglich einem Modell – auch Audi gehört hat (A5 Cabrio, 2009).

 

Im Jahr 2003 hat Daimler seinen CTS-Anteil von 50 Prozent an Porsche verkauft. Der Sportwagenhersteller wiederum verabschiedete sich bereits zwei Jahre später von dem Engagement und verkaufte CTS an den austro-kanadischen Zulieferer Magna International; seitdem firmiert das Unternehmen als Magna Car Top Systems. Mit dem Beispiel Cabrioverdecke leitet das Magazin „Spiegel“ seine aktuelle Titelgeschichte über die angeblich jahrelange Kungelei der großen Automobilhersteller ein. Aus welchem Jahr die geschilderten technischen Absprachen über Cabriodächer stammen sollen, ist dem Bericht nicht zu entnehmen.

Der Ministerpräsident hat die Zusammenarbeit gelobt

Gar nicht so geheim ist auch die Zusammenarbeit der fünf Hersteller auf dem Gebiet der Abgastechnik. Anfang 1996 gründeten sie das Abgaszentrum der Automobilindustrie (ADA), das seinen Sitz im Porsche-Entwicklungszentrum in Weissach hat. Rechtlich ist das ADA eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts. Auch in dessen Gründung war das Bundeskartellamt eingeschaltet. Der Grund: Ford und Opel, die deutschen Ableger amerikanischer Mütter, verlangten Aufnahme in den Kreis der fünf deutschen Hersteller. Das verzögerte den Start des ADA, der ursprünglich bereits für April 1995 geplant war. Das Bundeskartellamt gab erst im November 1995 grünes Licht, was dann bei der Eröffnungsfeier zu Beginn des neuen Jahres für unfreundliche Kommentare sorgte. Die Wettbewerbshüter mussten sich von der Landesregierung mit Ministerpräsident Erwin Teufel an der Spitze sagen lassen, dass sie die Internationalisierung des Wettbewerbs vernachlässigten. Die Kooperation der deutschen Hersteller trage zur Verbesserung ihrer globalen Wettbewerbsfähigkeit bei, sagte Teufel. Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking betonte, dass Kooperationen, Arbeitsgemeinschaften und Teamwork das Gebot der Stunde seien. Das ADA folge dem Beispiel in den USA und Japan, wo die Konkurrenz bereits im Vorwettbewerb zusammenarbeite. Offizielle Aufgabe des Zentrums ist „die vorwettbewerbliche Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Abgasnachbehandlung von Personenkraftwagen mit Otto- und Dieselmotor“. Die Landesregierung brachte ihre Unterstützung auch finanziell zum Ausdruck und spendierte für das Zentrum 7,5 Millionen Mark. Gleich nach der Eröffnung ist es wieder ruhig um das ADA geworden. Ergebnisse auf dem Weg zu saubereren Motoren sind jedenfalls nicht bekannt worden. Als eine der größten Herausforderungen wurde schon damals das bis heute nicht gelöste Kaltstart-Problem genannt: Katalysatoren erreichen erst bei hohen Temperaturen ihre volle Wirkung; gleich nach dem Start entstehen die meisten Emissionen.

Alle fünf Gesellschafter arbeiten noch mit

Geschäftsführer Wolfgang Reiser geht davon aus, dass das ADA von den Vorwürfen, die sich im Fall der Abgasnachbehandlung auf Tanks für die Harnstofflösung Adblue bei Euro-6-Motoren konzentrieren, nicht betroffen sind. Von den Vorwürfen, so sagte er, habe er erst aus der Presse erfahren. Auskunft über die Arbeit des Zentrums mag er nicht geben und sagt auch nicht, wie viele Ingenieure vor Ort im Einsatz sind. Immerhin bestätigt er, dass noch alle fünf Gesellschafter beim ADA mitarbeiten.