Bald könnten auf dem Solitudering wieder die Motoren dröhnen, wenn das historische Autorennen wiederbelebt wird. Der ADAC hat jedenfalls Interesse signalisiert.

Stuttgart - Die historische Rennstrecke des Solituderings mit dem einmalig schönen Kurs durch den Glemswald lockt heute noch Wochenende für Wochenende Motorradfahrer aus ganz Süddeutschland an. Und auch Oldtimerpiloten kommen ganz gern, wenn auch das von vielen ersehnte Solitude-Revival im vergangenen Sommer für die meisten Besucher ein kompletter Reinfall war. Nicht zuletzt der Streit des damaligen Veranstalters und Oldtimer-Promoters Karl-Ulrich Herrmann mit dem „Platzhirsch“ ADAC Württemberg hatte dunkle Schatten über den Solitudering geworfen. Bis Mitte der 60er Jahre war der ADAC Traditionsveranstalter, hatte gar 1964 hier noch ein Grand Prix-Autorennen organisiert.

 

Nun signalisiert der Autoclub, der die große Verkehrsübungsanlage im Mahdental betreibt, offensichtlich wieder Interesse an einer Oldtimer-Veranstaltung auf der klassischen Piste. Der neu gewählte ADAC-Präsident stehe in einem „ersten Kontakt“ mit dem Leonberger Oberbürgermeister Bernhard Schuler, bestätigt ein ADAC-Sprecher. Offensichtlich sondiert man die Positionen: Für den Leonberger Rathauschef ist der Solitudering samt Bikertreff am Glemseck eines der wichtigsten Leonberger Markenzeichen geworden. Bestes Beispiel ist das von einer Handvoll Motorradbegeisterten organisierte Festival „Glemseck 101“. Hierhin strömen mittlerweile jährlich rund 50 000 Besucher. Das Treffen, dass sich vom Glemseck bis auf die einstige Zielgerade erstreckt, verläuft dabei völlig friedlich und problemlos.

Schon konkrete Vorstellungen

Offensichtlich gibt es auf Seiten aller Beteiligten schon recht konkrete Vorstellungen, wie ein gelungenes Rennrevival am einstigen „schwäbischen Ring“ aussehen könnte. Nämlich nur mit Demonstrationsfahrten lediglich auf der einstigen Zielgeraden sowie den Kurven am Glemseck. „Das Solitude-Revival hat gezeigt, dass es wenig bringt, die einstige 13 Kilometer lange Schleife zu bespielen. Zu 95 Prozent sind die Rennautos durch einsame Waldpassagen gefahren, die Zuschauer haben viel zu selten Autos gesehen“, sagt ein ADAC-Mitglied. Vor allem die Stadt Stuttgart, aber auch die Naturschutzbehörden hatten hohe Auflagen erlassen. Praktisch für den gesamten Glemswald hat es hier ein Betretungsverbot gegeben.

Und es gab eine weitere Erkenntnis: Die Solitude lockt nicht mehr eine halbe Million Zuschauer an die Strecke wie zu Ende der 50er Jahre. Aber mehrere Zehntausend Besucher dürfte es in der Region durchaus geben, die Lust auf ein Wiedersehen mit den Motorsportlegenden vergangener Tage haben. Und vielleicht würden dann auch Mercedes und Audi wieder ihre Silberpfeile an die Solitude schicken: Karl-Ulrich Herrmann hatte es nicht geschafft, die beiden großen schwäbischen Motorsportikonen in die Boxengassen zu bekommen. Nur Porsche war mit seinen Museumsrennern und viel Prominenz hinter dem Volant angetreten. Herrmann hatte es sich bei seiner Großveranstaltung im vergangenen Jahr allerdings nicht nur mit vielen Besuchern verscherzt, die neben einem schlechten Pendelverkehr ans Glemseck auch viel zu teuren Eintritt bei viel zu wenig Show beklagten. Auch mit den ehrenamtlichen Partnern und Helfern des Clubs Solitude-Revival ist Herrmann offenbar im Streit auseinandergegangen, deren Vorstände traten nach dem Revival zurück.

Auseinandersetzung zweier Männer

Und auch der Zoff mit dem ADAC fokussierte sich auf die Auseinandersetzung zweier Männer: Herrmann kontra den einstigen ADAC-Präsidenten Günter Knopf. Knopf starb überraschend im vergangenen Sommer. Nach einem Dreivierteljahr Vakanz hat der Heilbronner Rechtsanwalt Dieter Roßkopf das Präsidentenamt für 1,7 Millionen ADAC-Mitglieder angetreten. Er überraschte bei seiner Antrittsrede auch auf politischer Ebene: So lobte er die neue grün-rote Landesregierung für deren „ehrliche Ansage“ in der Straßenbaupolitik und bekräftigte, dass der Erhalt und die Sanierung bestehender Straßen statt Neubauprojekten durchaus sinnvoll sei.

Chancen also auch für einen Neubeginn an der Solitude? Es könnte nur Gewinner geben, finden viele, die sich regelmäßig am Glemseck niederlassen. Die Winnender Gespannlegende Benno Deifel zum Beispiel: „Dann würde ich eine Rundmail schreiben und hätte sofort wieder die ganze Seehaus-Reithalle voll alter Rennfahrer zum Feiern da. Garantiert.“